Erkrath: Familie will nicht ins Brandhaus zurück

Luigi Barbato sorgt sich um Frau und Kinder. Er fordert den Vermieter auf, eine andere Wohnung bereit zu stellen.

Erkrath. Luigi Barbato breitet seine kräftigen Arme aus, als wolle er die ganze Welt einladen, ihn bei dem Vorhaben zu unterstützen, eine Einladung seines Vermieters abzulehnen.

"Ich will nicht in das Haus zurück", sagt der 45-jährige Italiener, der vor neun Jahren mit seiner Familie aus Pompeji nach Deutschland kam.

Seine Worte klingen nicht trotzig wie die eines Kindes, dass sich der Tagesdosis Gemüse verweigert, sondern wie die eines Mannes, der eine Entscheidung getroffen hat.

Und die steht. "Da ziehen wir nicht wieder ein." Die Mitteilung der Wohnungs- und Siedlungs-GmbH (WSG), der Eigentümerin des Brandhauses an der Stahlenhauser Straße, die 97 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock wieder nutzen zu können, ignorieren die Barbatos - und wohnen weiterhin im Übergangsheim an der Hochdahler Straße.

"Die Wohnung ist vom Löschwasser feucht. Da kann ich mit meiner Familie nicht wieder hin", sagt Luigi Barbato. Sohn Fabio (3) leide an Asthma, und Ehefrau Matilde (45) habe nur noch eine Niere.

"Beide können in einer solchen Luft nicht leben." Er erwarte, dass "uns die WSG eine andere Wohnung zur Verfügung stellt". Das werde er der Gesellschaft deutlich machen.

Mit der Sichtweise, dass die vom Vermieter freigegebenen Wohnungen aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder bezogen werden können, stehen die Barbatos nicht alleine da.

Von den 20 Personen, die am Tag nach dem Brand im Übergangsheim eingezogen sind, hat am Mittwoch nur eine Familie das provisorische Leben aufgegeben.

15 Menschen ziehen die Kargheit des Übergangsheims modrig-muffiger Heimeligkeit vor.

Und dass zumindest der Geruch im Unglückshaus nichts Gutes verheißt, wird 15 Minuten später klar, als Luigi Barbato die Eingangstüre seiner Wohnung aufschließt.

Den Besucher empfängt eine Mischung aus scharfem Reinigungsmittel, leichtem Brandgeruch und der höchst unangenehmen Nuance von nasser Wäsche, die mehrere Tage lang in einer Plastiktüte vergessen worden ist.

Nicht auszuhalten ist der Geruch im fensterlosen WC, wo das Wasser die Wand durchnässt hat. "Auf der anderen Seite dieser Wand steht die Küche. Für die haben wir 10000 Euro ausgegeben", sagt der Hausherr.

Welchen Schaden die genommen hat, wisse er nicht. Die Unsicherheit gilt auch für die Naturholzanrichte im Esszimmer. Wasserkränze auf dem PVC-Boden davor machen klar, dass das Löschwasser auch unter das Möbelstück gekrochen sein dürfte.

"Ich kann den Schrank zurzeit nicht nach vorne ziehen, weil ich eine Knieverletzung habe, die operiert werden muss", so Barbato, der als Maschinenführer arbeitet.

Im Wohnzimmer hängen ebenso Tapetenstücke von der feuchten Wand wie im Kinderzimmer, wo bereits Schimmel in der Silikonverfugung des Fensterrahmens gedeiht.

Ein Fall für das Bauordnungsamt ist das alles nicht. "Aus unserer Sicht ist das Haus bewohnbar", sagt Amtsleiter Helmuth Hentschel - und ergänzt, dass er Raumluftmessungen nicht vorschreiben kann.

"Wenn, dann muss das der Eigentümer freiwillig machen." Sollte Rauch in Polstermöbel gezogen sein, "müssen das Mieter und Vermieter untereinander klären". Die WSG war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.