Hochdahl: Polizei nimmt den Brandstifter fest, es ist der Schwiegersohn

Der 25-Jährige wollte den Ehevertrag und Münzen aus der Wohnung der Schwiegereltern stehlen.

Hochdahl. Wie aufgedreht läuft der junge Mann auf der Stahlenhauser Straße auf und ab, während aus den Fenster einer Wohnung im fünften Stockwerk dichter Qualm aus den geborstenen Fenstern quillt. "Ich suche meine Schwiegermutter. Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie lebt in der Wohnung, in der es brennt", antwortet der Mann aufgeregt auf die Frage der WZ, ob er Verwandte in dem Haus wohnen habe. Eine Stunde später kniet er voller Anteilnahme neben einer Frau, die auf dem Bürgersteig zusammengebrochen ist. "Hier ist meine Schwiegermutter." Das war am Dienstag voriger Woche.

Seit Mittwochnachmittag ist bekannt, dass es der Brandstifter selbst war, der sich da um seine Verwandte kümmerte. "Am Montagabend haben wir den 25-jährigen Iraner festgenommen", sagte Wolf-Tilmann Baumert von der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Der Mann habe die Tat gestanden.

Dann erzählt Baumert eine Familiengeschichte: Sie handelt vom Ärger eines Mannes darüber, dass seine Schwiegereltern den Ehevertrag iranischer Prägung, zusammen mit Goldmünzen als Ehegeschenk, nicht an den 25-Jährigen ausgehändigt hatten, sondern in ihrer Wohnung an der Stahlenhauser Straße aufbewahrten. Dort wohnten die Schwiegereltern, Iraner mit deutscher Staatsangehörigkeit, mit zwei ihrer Kinder - einem 15 Jahre alten Sohn und einer 22-jährigen Tochter.

Am Tattag drang der Schwiegersohn, der zusammen mit seiner 23 Jahre alten Frau und einem sechs Wochen alten Säugling ebenfalls in Hochdahl wohnte, mit einem Nachschlüssel in die Wohnung ein. "Er hat dann die Ehepapiere und den Familienschmuck entwendet", so Baumert. Beides wurde bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Verdächtigen sichergestellt. Die Goldmünzen will er nicht mitgenommen haben. Sie wurden jedoch auch in der Brandwohnung nicht gefunden.

Um die Tat zu vertuschen, brachte der Brandstifter rund 0,7 Liter Benzin in einer Colaflasche mit, goss den Inhalt im Schlafzimmer der Eltern aus und zündete die Lache mit einer brennenden Papierserviette an.

Mit der Wucht der Verpuffung habe der Täter wohl nicht gerechnet, so der Staatsanwalt. Sie schleuderte ihn in die gegenüber liegende Toilette. Weil er sich dabei starke Prellungen an den Unterarmen zuzog, trug der Iraner, der seit 14 Jahren in Deutschland lebt, fortan nur noch langärmlige Hemden. Für jemanden, der sich sonst bevorzugt in Muscle-Shirts darstellt, ungewöhnliche Kleidungsstücke. "Das hat dann auch jemanden veranlasst, uns einen Tipp zu geben", sagte Kriminalkommissar Andreas Mentzel. So sei der Täter überführt worden.

Gegen ihn wurde wegen Fluchtgefahr Haftbefehl erlassen. Er sitzt in Wuppertal ein. Nach Prozess und zu erwartender Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren "wird er in den Iran abgeschoben", sagte Baumert. Der Täter hat keine deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Anklage wird auf schwere Brandstiftung lauten und wohl nicht auf versuchten Mord erweitert. "Ihn hat das Ausmaß des Feuers selbst überrascht", begründete Baumert diese Entscheidung.