Gruiten-Dorf gestern und heute in 40 Minuten

Josef Ahrweiler hat den zweiten Teil seines Films über den historischen Stadtteil fertiggestellt.

Gruiten. Wussten Sie, dass die erste Oberleitungs-Buslinie Deutschlands ab 1930 von Mettmann nach Gruiten fuhr? Genauer gesagt, von der Mettmanner Bismarckstraße zum Reichsbahnhof Gruiten.

Falls nicht, empfiehlt sich der zweite Teil des Films über Gruiten, den Josef Ahrweiler jetzt fertiggestellt hat. 40 Minuten dauert sein Streifzug durchs Dorf vom Haus am Quall zum Kirchhof: Ahrweilers Frau Angelika spricht den Kommentar und erzählt vom Dorffest, der evangelisch-reformierten Kirche im Dorf, dem jährlichen Düsselhochwasser am Quall und eben auch von den zwei O-Bussen, die 20 Jahre lang durch Gruiten fuhren. 1957 wurde die Linie eingestellt - sie war nicht mehr rentabel.

Professionell verbindet Ahrweiler heute und gestern, zeigt historische Aufnahmen und schafft mühelos wieder den Sprung in die Gegenwart. Er zeigt die O-Busse der Linie 683 in Solingen, die Wendeschleife der Fahrzeuge in der Nachbarstadt, die es einst auch am Gruitener Bahnhof gab und entdeckt an der katholischen Kirche den letzten reich verzierten Befestigungshaken der Stromleitungen.

"Das ist eine meiner Grundideen", sagt der 55-Jährige. "Ich möchte den Leuten zeigen, wo sie heute noch Altes Entdecken können." Auch die historische Komponente soll nicht zu kurz kommen. Dafür hat Ahrweiler alteingesessene Gruitener besucht, sich alte Fotos ausgeliehen und die ein oder andere Anekdote aufgeschnappt.

"Ich zeige nicht nur Häuser, sondern natürlich auch Menschen. Schließlich machen sie das Dorf aus, in dem sie leben" , sagt Ahrweiler, zu dessen Ausrüstung vor allem die Sony Kamera 2100 und ein Stativ gehören. Verpackt in eine Umhängetasche - für längere Wege packt Ahrweiler einen Rucksack - streift er durchs Dorf.

"Die Idee kam mir vor gut zweieinhalb Jahren" sagt er, nachdem ihn die Videoaufnahmen von seinen Urlauben und dem Heranwachsen der heute 16Jahre alten Tochter nicht mehr so richtig fesseln wollten. Da habe er einfach angefangen zu drehen - "ganz ohne Konzept". Szenen habe er gesammelt, die er 2007 zum ersten Film über Gruiten verarbeitet hat.

Ahrweiler macht alles selbst: Filmen, Schneiden, Unterlegen mit Musik, Beschaffen von Rechten und Drehgenehmigungen. Für ihn ist diese Vielfältigkeit der Ausgleich zu seinem stressigen Job als Maschinenbau-Ingenieur in Mönchengladbach.

"Ich will Dinge machen, die so keiner macht", formuliert er seine Intention. Und im übernächsten Jahr, das weiß er jetzt schon, will er gar nicht filmen. Stattdessen will er seine technische Ausrüstung auf "High Definition" umstellen und lernen, damit umzugehen.

Und was sagt Josef Ahrweiler als gebürtiger und bekennender Gruitener zu den Plänen des Vereins Phoenix und einem neuen Schwan auf dem Dorfanger? "Ich hätte eine ganz andere Idee. Man kauft der alten Dame die Gaststätte Wiedenhof ab, schafft einen Durchbruch in den großen Saal und macht daraus eine vernünftige Gaststätte."