Gruiten: Eine Ballerina im Hühnerstall

Alena Jelonek aus Gruiten ist die jüngste Taubenzüchterin im Kreis Mettmann. Aber angefangen hat sie mit Hühnern.

Gruiten. Da hat Kockoschka das Züchten einfach selbst in die Kralle genommen: Fünf Eier, die eigentlich das Sonntagsfrühstück bereichern sollten, hat die Vorwerkhenne im Alleingang ausgebrütet. "Eigentlich wollte ich eine Pause vom Züchten einlegen, aber als ich die Eier entdeckte, war es schon zu spät", sagt Alena Jelonek. Jetzt tummeln sich eben fünf weitere Tiere im heimischen Stall.

Das schlanke Mädchen mit den braunen Locken sieht gar nicht so aus, als würde sie gerne im Dreck wühlen. Doch sie hat sich ein Hobby ausgesucht, bei dem man nicht zimperlich sein darf: Die Zwölfjährige ist jüngstes Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Gruiten und jüngste Taubenzüchterin im Kreis.

Geflügel züchten - ein ungewöhnliches Hobby für ein junges Mädchen. Doch man merkt schnell, Alena ist, was Geflügel angeht, schon ein "alter Hase". Durch ihre Mutter Anke - selbst seit vielen Jahren Mitglied im Verein - kamen Alena und ihr Bruder schon früh mit der Geflügelzucht in Berührung.

"Mit sechs Jahren habe ich mit Zwergseidenhühnern angefangen", sagt die Gymnasiastin. Später ist sie dann auf Vorwerkhühner und einfache Legehennen umgestiegen.

Seit zwei Jahren gilt ihr Interesse den weißen Lachtauben - das sind die, die der Zauberer aus seinem Hut zieht oder die auf Hochzeiten die Ringe tragen, sagt Alena. "Und sie lachen wirklich. Manchmal lachen sie mich auch aus." Für die Tauben hat sich die Siebtklässlerin entschieden, weil die Zucht weniger Zeit in Anspruch nimmt, als die von Hühnern. "Die machen eigentlich alles alleine. Das kann ich besser mit meinen anderen Hobbies vereinbaren." Klavier und Kontrabass spielt sie, und Ballett tanzt sie auch.

In dem großen Garten der Familie Jelonek in Gruiten stehen mehrere Ställe für die verschiedenen Rassen. "Jede Rasse braucht einen Käfig. Und Hennen und Hahn vertragen sich nicht", erklärt die Jungszüchterin. Ihr Vater, das einzige Familienmitglied, das mit der Geflügelzucht so gar nichts am Hut hat, wird immer wieder für den Stallbau herangezogen.

Wenn sie sich nicht gerade um die Pflege der Federtiere kümmert - wenn die Ställe sauber gemacht werden, ist schnell mal ein Samstagvormittag vergangen - baut die Familie in ihrem Garten Gemüse und Salat an, versorgt Hund, Hamster, diverse Wellensittiche und Zebrafinken. Darum sind Alenas Lieblingsfächer am Konrad-Heresbach-Gymnasium in Mettmann auch Sport und Musik: "Biologie habe ich hier schon genug." Bei ihren Klassenkameraden kommt das naturverbundene Mädchen, das am liebsten Tierärztin werden will, gut an. "Wir haben hier schon so einige Kindergartengruppen und Schulklassen zur Besichtigung durchgeschleust", sagt ihre Mutter.

Auf Ausstellungen hat Alena mit ihren Tieren bereits einige Preise abgeräumt. Aber irgendwann nimmt die Population auch bei ihr Überhand - besonders was die Hähne betrifft, denn ein Hahn duldet keinen anderen neben sich. Bei vielen Züchtern heißt die Lösung dann Brathähnchen. Nicht so bei Alena, sie verschenkt lieber. "Es wäre einfacher, wenn sie den Tieren keine Namen geben würde", sagt die Mutter aus eigener Erfahrung. Und so müssen Kunibert, Gretchen, Dummbart und auch die eigensinnige Kockoschka den Kochtopf nicht fürchten.