Haan: Familiengarten statt Spießeridylle

Der Kleingärtnerverein Haan will mit den bekannten Vorurteilen aufräumen.

Haan. An Spießertum, Gartenzwerge und Rentner denken viele Menschen, wenn sie über Schrebergärten und Kleingärtnervereine sprechen. Doch bestätigen sich diese Klischees heutzutage noch? Oder haben moderne Familien das traditionelle Bild schon längst verändert?

Der Kleingärtnerverein Haan, der am Samstag sein Oktoberfest gefeiert hat, will mit den bekannten Vorurteilen aufräumen und wirbt um neue Gartenfreunde. "Auf dem Platz haben wir neben älteren Menschen auch junge Familien ab 25 Jahren mit Kindern", sagt Vereinsvorsitzender Kurt Knepper. "2009 wird die Zahl steigen, da zurzeit ein Generationenwechsel stattfindet."

Viele ältere Gartenbesitzer seien nicht mehr in der Lage, ihr Grundstück zu pflegen und müssen verkaufen. Margarete Roczek (47) und ihr Mann Bernhard (45) übernahmen vor zwei Jahren den Garten einer 80 Jahre alten Dame.

"Das Grundstück war eine Ruine. Es hat viel Arbeit gekostet, den Garten wieder in Schuss zu bringen", sagt die gebürtige Oberschlesierin. Ihr macht es Spaß, im Garten zu werken und sich dann über das Resultat zu freuen. "Das ist unsere Ecke zum Entspannen", sagt sie und führt stolz in ihre Schreberhütte, die mit einer Küchenzeile, Stereoanlage und einem Fernseher liebevoll eingerichtet ist.

Jede Hütte auf dem Platz besitzt außerdem eine Toilette und einen Herd. "Es gibt auch viele, die im Sommer in ihrer Laube übernachten", sagt die Gartenbesitzerin. "Unsere Kinder feiern hier auch gerne ihre Partys oder nutzen das Haus für Bastelarbeiten und Reparaturen."

Was in seinem Garten gemacht wird, darf jedes Mitglied selbst bestimmen. Traditionell sei jedoch vorgeschrieben, dass ein Drittel der Fläche zum Anbau von Gemüse genutzt werden sollte. "Allerdings machen wir keine Kontrollbesuche mit einem Zollstock in der Hand", versichert Knepper.

"Allerdings seien auch gewisse Regeln zu beachten", sagt der Vereinsvorsitzende. Zum Beispiel muss jedes Mitglied zwölf Pflichtstunden im Jahr absolvieren, die für die Pflege der Anlage nötig seien. Ein zukünftiger Schrebergartenbesitzer sollte also nicht nur den grünen Daumen, sondern auch ein gewisses Maß an Gemeinschaftssinn mitbringen.