Hochdahl: Die klassische Männersache

Die Modelltage im Lokschuppen sind ein Magnet – vor allem für männliche Besucher.

Hochdahl. Es gibt sie doch noch, die klassische Männersache. Eine Angelegenheit, bei der Frauen nicht mitreden können - oder wollen. Einen Ort, an dem der Mann die Tür hinter sich zumacht, um ungestört und in aller Seelenruhe vor sich hin zu werkeln.

Bei Martin Lücke (48) ist dieser Raum locker 40 Quadratmeter groß. "Ich hab das Haus quasi um die Eisenbahn herum gebaut", sagt der Hobbyeisenbahner, der schon an seiner Märklin bastelt, seit er acht Jahre alt ist. Zwei Jahrzehnte davon ohne Frau, die letzten 20 Jahre mit weiblicher Begleitung.

Auf Ehekrach wegen der Eisenbahn wollte es Lücke erst gar nicht ankommen lassen: "Da gibt es ja so etwas wie Eheverträge", sagt er, ohne ins Detail zu gehen. Seine Frau habe ihn schließlich als Modellbahner kennen gelernt, "und wenn es zuhause irgendwo brennt, bin ich ja jederzeit verfügbar".

Tage, Nächte und sogar schon ganze Urlaubswochen hat der Bastler im Eisenbahnzimmer verbracht, mittlerweile ist seine Märklin fest auf einer Platte montiert. "Ein paar hundert Euro im Monat kann man dabei schon versenken", glaubt er.

Vor allem für diejenigen, die Gefallen an nachgebauten Modellen finden, gibt es immer wieder was Neues zu entdecken - und eben auch zu kaufen. "Diese Senator-Nachbildung von Märklin kostet 700 Euro", zeigt Manfred Chinnow auf ein Modell mit moderner Lok und drei Waggons.

Vom Vorurteil, dass Modellbahnbau das Kind im Manne weckt, hält er nicht viel. "Da geht es mehr um Technik", meint der Hobbybastler, der sich daran erinnert, dass er selbst vor 50 Jahren vom Eisenbahn-Virus erwischt wurde.

Als kleiner Junge, bei der Urlaubsreise an die Ostsee, als auf dem Bahnhof eine Dampflok an ihm vorbeirauschte. "Meine Frau hält nicht viel von meinem Hobby. Auch deshalb, weil es ziemlich teuer werden kann", gibt er unumwunden zu. Deshalb gelte bei vielen seiner Vereinsfreunde vom Mettmanner Modelleisenbahnverein das Motto: Frauen können alles essen, aber sie müssen nicht alles wissen.

Wie den meisten Hobbyeisenbahnern fehlt auch Manfred Chinnow in den eigenen vier Wänden der Platz für eine eigene Bahn. "Aber der Dachboden wartet auf meine Pensionierung", schmunzelt er. Was machen eigentlich die Ehefrauen, wenn der Mann immer wieder Tage und Nächte im Hobbykeller verschwindet? Die Meinungen sind geteilt, und so mancher Mann übt sich auch in Zweckoptimismus. Schließlich könne sich die Frau ja in der Zeit auch getrost mit eigenen Hobbys selbst verwirklichen oder ihre Freundinnen treffen.

"Meine Frau hat immer gestrickt oder gelesen", erinnert sich Karl-Heinz Münze. Der Haussegen habe jedenfalls nie schief gehangen. Mittlerweile steht die Eisenbahn im Gästezimmer, für Enkel Jan (5). Vielleicht baut Opa Karl-Heinz irgendwann auch noch die anderen Kisten auf, die seit Jahren gut verpackt im Keller stehen. Denn eines hat sich in Sachen Modelleisenbahn offenbar nicht geändert: Die Kinder bekommen sie geschenkt, und die Väter packt die Bastelleidenschaft.