Haan: Naturschützer steigen aus
Stadtplanung: Die Agnu zieht sich aus dem Kommunalen Flächenmanagement zurück.
Haan. Schon nach dem ersten Treffen der Projektgruppe "Kommunales Flächenmanagement" im September hatte sich bei der Haaner Agnu (Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt) Unmut geregt.
Am Freitag tritt dieser Steuerungskreis erneut zusammen, und Agnu-Vorsitzender Hans-Joachim Friebe wird die Mitarbeit der Naturschützer aufkündigen. "Das war’s", sagte er am Donnerstag und nannte auch die Gründe: "So lange kein Umdenken stattfindet, ist das Ganze eine Alibi-Veranstaltung."
Vor Monaten hatte der Stadtrat beschlossen, am Projekt "Kommunales Flächenmanagement" teilzunehmen. Für 10 000 Euro erhält die Stadt professionelle Hilfe von der "Allianz für die Fläche", die zum Ministerium für Umwelt und Naturschutz gehört.
In einer Arbeitsgruppe, die vor den Herbstferien zum ersten Mal zusammenkam, erarbeiteten Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Bürger und Fachleute Ziele, nach denen die Verwaltung handeln und sich später messen lassen muss. "Am Ende verfügen wir über ein EDV-Programm, mit dessen Hilfe wir künftige Entwicklungen ableiten und formulieren können", kündigte damals der Technische Dezernent Matthias Buckesfeld an.
"Das Geld hätte man sich sparen können", findet hingegen Hans-Joachim Friebe. Seiner Ansicht nach gehe es nur um eines: "Wachstum, Wachstum, Wachstum."
Nach wie vor habe die Stadt Haan den höchsten Flächenverbrauch im Kreisgebiet. Landesweit würden täglich 15 Hektar verbaut. Zu viel, wie die Landesregierung NRW finde. Sie möchte den Flächenverbrauch um fünf Hektar pro Tag reduzieren. Friebe glaube nicht, dass die Steuerungsgruppe ein ernsthaftes Interesse daran hat, dazu etwas beizutragen.
Dabei sei die Landwirtschaft seit Jahren der große Verlierer der Haaner Stadtentwicklung. Denn neue Gewerbegebiete oder die Erschließung von Straßen gingen zum Großteil auf Kosten von Ackerland. "Vor zehn Jahren war das Millrather Feld noch für die Landesgartenschau vorgesehen. Jetzt wird dort Industrie angesiedelt", beklagt Friebe eine Entwicklung, die seiner Ansicht nach langfristig negative Auswirkungen für Natur und Umwelt habe.
Dass die Stadt überdies die Ansiedlung von Unternehmen mit niedriger Gewerbesteuer fördere und mit der Schaffung von Arbeitsplätzen argumentiere, könne er nicht verstehen. "Eine große Halle bringt nicht automatisch viele Arbeitsplätze", sagt er.
Beim Treffen der Steuerungsgruppe wird er heute jedenfalls den Ausstieg der Agnu aus dem Projekt "Kommunales Flächenmanagement" bekanntgeben und klar Stellung beziehen: "Wir werden doch nur als Alibi-Funktion benutzt. Eine zubetonierte Landschaft ist mit uns jedenfalls nicht zu machen."