Haan: Wenn Zeit zum Geschenk wird

Regelmäßig kommen Frauen ehrenamtlich ins Friedensheim. Sie lesen den Bewohnern vor, singen mit ihnen oder begleiten sie zum Arzt.

<strong>Haan. Hildegard Heinrichs ist in Wien in eine Klosterschule gegangen. Sie hat viel gestickt und gestrickt. Die Bewohnerin des Friedensheims redet gerne über die alten Zeiten. Aufmerksame Zuhörerin ist Marliese Veitenhansl. Einmal die Woche kommt sie in das Altenheim am Deller Weg, um Hildegard Heinrichs einen Besuch abzustatten, um mit ihr zu plaudern, mit ihr Kaffee zu trinken oder um sie aufzuheitern, wenn sie traurig gestimmt ist.

Manche Senioren im Friedensheim empfangen nie Gäste

Marliese Veitenhansl gehört zum ökumenischen Besuchskreis, der vor mehr als zwei Jahrzehnten gegründet wurde. "Viele Menschen möchten in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles tun, für andere Menschen dasein", warb Pastorin Gabriele Gummel für den Besuchskreis, der stets auf der Suche nach neuen Helfern ist. "Im Friedensheim leben 220 alte Menschen, von denen viele nicht oft Besuch bekommen", sagt sie. Doch Besuch zu bekommen, bedeute, dass die Senioren noch an der Außenwelt teilhaben, dass sie Geschichten von draußen erzählt bekommen. "Es tut ihnen gut, menschliche Teilnahme zu erfahren." Manche Senioren werden nie besucht, es gibt weder Verwandte noch Bekannte, oft leben die Kinder weit entfernt. Die Angehörigen sind dankbar, dass der Besuchsdienst, Frauen und Männer, einspringt.

Inge Hoberger gehört seit 14 Jahren dazu. So wie Marliese Veitenhansl suchte sie, als die Kinder aus dem Haus waren, nach einer sinnvollen Beschäftigung. "Mit unseren Besuchen schenken wir den Senioren Zeit. Aber wir bekommen sehr viel zurück. Das ist ein schöner Lohn", sagen die Frauen.

Inge Hoberger besucht wöchentlich eine Rollstuhlfahrerin. Geistig ist die Dame sehr fit. Das ist nicht immer so. "Es kommt vor, dass wir nicht erkannt werden", sagt Marliese Veitenhansl. Darauf sind sie vorbereitet. Einmal im Jahr nehmen die Ehrenamtlichen an einer Fortbildung teil, lerne auch den Umgang mit Demenz-Kranken.

Seniorenzentrum Friedensheim In der Anlage an der Deller Straße leben 220 Senioren in vier Wohnbereichen. Viele von ihnen werden kaum oder gar nicht besucht.

Info Wer am Besuchsdienst interessiert ist, kann sich bei Marliese Veitenhansl, Telefon 02129/27 76, oder Pastorin Gabriele Gummel, Telefon 02129/71 78, melden.