Hochdahl: Des Lebens zweiter Teil

Udo Kampschulte: Der Vorsitzende des Lokschuppenvereins spricht über seine Ziele und über seine schwere Krebserkrankung.

Hochdahl. Wer Udo Kampschulte jovial mit der standardisierten Floskel "Na, alles klar?" kommt, platscht mitten ins Fettnäpfchen, ohne es zu ahnen. Gebräunt, schlank und mit dichtem Haar, das im Nacken den Jackenkragen erreicht, macht der Vorsitzende des Lokschuppenvereins schließlich nicht den Eindruck eines Mannes, der dabei ist, dem Krebs eine lange Nase zu zeigen.

Darmkrebs mit Methastasen in der Leber haben Ärzte im Januar 2007 bei dem 53-Jährigen diagnostiziert. "Ich hatte die Symptome ignoriert", sagt Kampschulte heute. Den Worten fehlt jedes Heischen nach Mitleid. Die Weiche in Richtung Betroffenheitsschiene hat Kampschulte ausgelassen. Nur so viel noch: "Ob der Feind drin ist, merken Sie nicht." Das sagen ihm regelmäßige Tests. Zurzeit ist er nicht in Sicht.

Deutlich zu spüren ist hingegen die Vollbremsung, zu der ihn die Krankheit zwang: Vom "Mr. 150 Prozent" als Pressesprecher der Bahn mit 13-Stunden-Tag und Fast-Food-Abo hatte er sich in der Rolle des Dauer-Krankgeschriebenen einzufinden. "Das ändert schon einiges", sagt er.

Die Einstellung zur Familie beispielsweise. Die galt es, mit dem Mehr an Zeit nach Jahren leichter Vernachlässigung neu zu entdecken. Der Grund dafür, dass ihn Ehefrau und Sohn - Tochter Diana hat eine eigene Wohnung - trotzdem eher selten sehen, steht am Ziegeleiweg.

Seit 2001 ist Kampschulte Vorsitzender des Museumsvereins, der 1991 zuvor gegründet worden war. Unter seiner Regie hat sich das Museum zu einem Multifunktionskomplex mit Konzerten und Ausstellungen entwickelt. "Mich fasziniert der Erfolg des Lokschuppens."

Ein "Pufferküsser" sei er hingegen definitiv nicht. So nennen Profi-Eisenbahner die Hobbyisten, "die eine Lok am Geruch des Öls erkennen können. Das kann ich nicht", so Kampschulte. Da im Verein aber viele der 130 Mitglieder ("Tendenz steigend") detailverliebte Enthusiasten sind, kann der Häuptling neue Ideen entwickeln "und von den Indianern umsetzen lassen".

Dazu gehört neben der Steigerung des Bekanntheitsgrades des Museums und seiner Angebote die Organisation einer Ausstellung mit dem Titel "Made in Erkrath". Der Faustkeil des Neandertals soll dort ebenso gezeigt werden wie IT-Produkte. "Wir müssen die Leute, die zu uns kommen, unterhalten." Die Notwendigkeit dieses Konzepts müsse jeder im Verein verinnerlichen.

Dass solche Ansprüche an andere häufig als Arroganz ankommen, weiß Kampschulte. "Das ist wie bei Uli Hoeneß. 80 Prozent mögen ihn nicht. Dabei ist er sozial engagiert und höchst menschlich", sagt der bekennende Fan von Bayern München.