Hochdahl: Licht entflammt Gotteshaus
Aktion: Die evangelische Gemeinde Hochdahl wagt ein optisches und akustisches Experiment – und gewinnt.
Hochdahl. Die Kirche: Ein Ort der Besinnung, der Andacht und Stille. Nicht so am Freitagabend: Scheinwerfer ließen die Neanderkirche glutrot erstrahlen und ließen so bereits von Weitem erahnen, dass es keine gewöhnliche Veranstaltung war, die die Besucher anlockte. "Neanderkirche entflammt alle Sinne", lautete der Titel des Abends - und er wurde ihm gerecht.
Die Augen der mehr als 200 Besucher wurden mit warmem orange-roten Licht verwöhnt, das von kunstvoll bemalten Glaskugeln ausging. Für den Geruchssinn war der Kirchenraum beduftet worden. "Das ist wirklich toll. Ich kann den Duft gar nicht beschreiben, aber es ist sehr angenehm und rundet die Atmosphäre ab", sagte Besucherin Henriette Stark begeistert.
Der Mittelpunkt der Veranstaltung war jedoch akustischer Art. Wo sonst Pfarrer Volker Horlitz vor dem großem Holzkreuz predigt, waren nun Schlagzeug, Verstärker und Lautsprecher aufgebaut worden. Das "Trio Farbklang" sorgte mit Saxophon, Trompete, Gitarre und Schlagzeug für jazzige Klänge, die gleichzeitig entspannten und wach machten: Immer wieder wurden die ruhigen, gleichmäßigen Klänge von Gitarre und Trompete durch die quirligen Töne des Saxophons unterbrochen.
"Ich bin ein Fan dieser Musikrichtung. Die einzelnen Instrumente sind so unterschiedlich und vielfältig, dass es keinen Gesang braucht", schwärmte Besucher Henri Wolf. "Schon beim ersten Stück schließt man unwillkürlich die Augen, lässt sich fallen und von der Musik davontragen." Wippende Füße, im Takt der Musik nickende Köpfe und auf Knie klopfende Hände ringsum schienen ihm zuzustimmen. "Toll, mit dem Saxophon", flüsterte eine Besucherin ihrer Nachbarin zu. "Jetzt im Sessel sitzen, einen Cocktail in der Hand - das ist genau die Musik, bei der ich abschalten kann."
Das war auch das Ziel der beiden Veranstalter, Volker Horlitz und Wolfgang Lyding. "Wir leben in einer Zeit voller Stress, Probleme und Zukunftsängste. Darum wollten wir einen Abend gestalten, an dem unsere Besucher abschalten können. Ein Abend, an dem sie spüren, dass es Gefühle gibt, die vernachlässigt wurden. Sie sollen mal wieder genießen, Kleinigkeiten bewusst wahrnehmen", erklärt Wolfgang Lyding die Idee hinter dem Programm, zu dem außer dem "Trio Farbklang" auch Stefan Mönkemeyer gehörte. Auf der Gitarre mischte er Elemente aus Blues, Jazz, Balladen und Folkmusik.
"Beeindruckend", lautete Wolfs Kommentar, bevor er sich zur Pause nach draußen begab. Denn dort war an einen weiteren Sinn gedacht worden: Mit spanischen Tapas, Wein und Sekt konnten die Besucher ihren Gaumen verwöhnen. "Vielleicht ein kleiner Vorgeschmack auf den Sommerurlaub", sagte Wolfgang Lyding.