Haan: Anleitung fürs Leben danach
Broschüre informiert Jugendliche über die Berufsmöglichkeiten nach der Schule.
Haan. Haan, ein Eldorado für Lehrlinge? Was vermuten lässt, dass es in der Stadt im Kreis Mettmann paradiesisch zugeht, ist die Tatsache, dass es rein rechnerisch mehr Lehrstellen als Auszubildene gibt - das nennt sich Überversorgung.
Allerdings hat das Eldorado Mängel: Häufig stimmen das Profil der Bewerber und die Anforderungen der Unternehmen nicht überein, so dass die Stellen unbesetzt bleiben. Die städtische Wirtschaftsförderung und der Verein Praktikums- und Lernpartnerbörse (P-u-L) schuf daher das "Haaner Ausbildungsmodell: Abschluss Schule - Abschluss Beruf".
Die Verantwortlichen haben eine Broschüre für Schüler und Eltern konzipiert. Sie soll Tipps und Ratschläge für den Berufseinstieg nach dem Ende der Schullaufbahn geben. Immerhin gibt es deutschlandweit rund 350 verschiedene Berufsbilder, von denen man gut 230 Berufe im Kreis Mettmann erlernen kann.
"Die Schüler sollten mit dem Abschluss der zehnten Klasse lieber eine Ausbildung machen", rät Jürgen Simon von der städtischen Wirtschaftsförderung, "als unbedingt weiter einem Berufskolleg das Abitur machen zu wollen."
Dabei verweist Wachsmann auf die hohe Abbrecherquote dieser Bildungsstätten hin. Oft sei es so, dass Schüler eines Berufskollegs im Alter von Anfang 20 ihre Schullaufbahn abbrechen, aber in der "verlorenen Zeit" eigentlich eine berufliche Ausbildung hätten abschließen können. "Von dem Irrweg, auf Biegen und Brechen, Abitur machen zu müssen, wollen wir die jungen Leute abbringen", sagt Wachsmann.
Das Image der Berufsausbildung sei angestaubt - und junge Leute hielten es für "uncool", gleich nach dem Schulabschluss den Vertrag für eine Ausbildung zu unterschreiben. Dabei sind die lokalen Unternehmen auf gut ausgebildete Schüler, die sich für eine Ausbildung entscheiden, angewiesen, um den Konkurrenzdruck auch in Zukunft Stand halten zu können.
In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages wird die schlechte Ausbildungsfähigkeit junger Leute bemängelt. 20 Prozent aller Schulabgänger sind nicht ausbildungsreif. 74 Prozent der Bewerber haben Qualifikationsmängel: Neben Wissen mangelt es an Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Höflichkeit.
Da müsse man, so die Haaner Wirtschaftsvertreter, auch die Eltern in die Pflicht nehmen. "Am allgemeinen Gejammer beteiligen wir uns nicht", sagt Simon, " wir wollen jedoch die Situation ändern."