Mettmann: Lauter Protest der Musikschule

Förderverein kämpft mit einer Unterschriftenaktion gegen die Gebührenerhöhung.

Mettmann. Der Förderverein Freundeskreis der Musikschule will richtig auf die Pauke hauen - und gegen die Gebührenerhöhungen, die der Rat zum kommenden Jahr beschlossen hat, protestieren. Der Vorstand des Freundeskreises will die Eltern aller Musikschüler über die Gebührenveränderungen informieren und eine Unterschriftenaktion gegen den politischen Beschluss starten. Die Protestnote soll an Bürgermeister Bernd Günther übergeben werden.

Karl-Heinz Kensche, Klavierlehrer sowie Kurs- und Projektleiter der Musikschule

"Wir sind an einen Punkt angekommen, an dem die Musikschule bald nur noch von Kindern aus gut situierten Familien besucht werden kann", ist Marion Busse verärgert. "Und das bei einer öffentlichen Einrichtung", pflichtet ihr die stellvertretende Vorsitzende, Bettina Harms, bei. Sie fürchten wie auch die Leitung der Musikschule, dass die höheren Gebühren zu einem drastischen Rückgang der Schülerzahlen führen werden.

Musikschulleiter Martin Hörisch bestätigt gegenüber der WZ, dass Mettmann schon seit Jahren die höchsten Gebühren im gesamten Kreis habe. "In Erkrath sind die Gebühren beispielsweise ein Drittel günstiger als in Mettmann", so Hörisch. "Dann werden Eltern ihre Kinder künftig an Musikschulen in anderen Städten anmelden", glaubt Bettina Harms.

Während die Erhöhungen in der musikalischen Früherziehung um fünf Euro pro Monat durchaus "zu verkraften seien", sehe das beim Gruppen- und Einzelunterricht völlig anders aus. Zwei Beispiele: Der Preis für den Gruppenunterricht für zwei Schüler steigt von 597 auf 660 Euro im Jahr, der 45-minütige Einzelunterricht von 1020 auf 1140 Euro.

Zudem soll es für Musikschüler künftig keinen Förderbonus mehr geben, die in einem Ensemble der Musikschule oder im Orchester mitwirken. Bislang gab’s dafür einen Rabatt auf Kosten für den Gruppen- oder Einzelunterricht.

"In diesem Bereich müssen wir unbedingt nachbessern", hofft Musikschulleiter Hörisch auf Einsicht der Politik, wenn er diesen Vorschlag in der Diskussion der neuen Gebührensatzung für die Musikschule ansprechen wird. Der Freundeskreis will darüber hinaus anregen, dass der Unterricht für Geschwisterkinder vergünstigt werden sollte. Reduktionen gibt es bis jetzt nur ab dem dritten Kind.

Sorgen bereitet der Musikschulleitung und dem Freundeskreis auch der Beschluss, die ab 2014 ausscheidenden Lehrkräfte ausschließlich durch Honorarkräfte zu ersetzen. Das führe bereits jetzt dazu, dass die Musiklehrer aus Mettmann schnell fort sind, wenn sie zu besseren finanziellen Bedingungen woanders unterrichten können. Hörisch: "Im vergangenen Jahr haben wir deswegen drei Lehrer verloren."

Anders als in Mettmann gebe es Städte, die noch neue Stellen für Musikschullehrer ausschreiben. "Unter solchen Bedingungen ist ein guter, kontinuierlicher Unterricht doch nicht mehr möglich", sagt Marion Busse. Denn laut Hörisch wird es immer schwieriger, nach Einführung des landesweit geförderten Projekts "Jedem Kind ein Instrument" (Jeki) an den Grundschulen überhaupt noch neue Musikschullehrer zu finden. Hörisch erläutert: "Für Klavier und Gitarre haben wir jetzt schon Wartezeiten von zwei Jahren."

"So kann die Zukunft der Schule nicht weiter gestaltet werden," sagen Marion Busse und Bettina Harms. Der Bildungsauftrag der Schule rücke immer weiter aus dem Blickwinkel der Politik. "Alle Parteien sagen, dass die Musikschule ganz toll sei, aber ihnen geht es nur ums Sparen", sagt Karl-Heinz Kensche, Kurs- und Projektleiter der Mettmanner Musikschule.