Hochdahl: Morsche Stadtgeschichte

Die verbliebenen beiden Kastanien vor der ehemaligen Sternwarte will die Verwaltung auch noch fällen.

<strong>Hochdahl. Wenn es um Bäume geht, genießt das städtische Tiefbauamt den Ruf brachialer Entschlossenheit. Nach dem Motto "Erst fällen, dann diskutieren" eilt den Mannen um Amtsleiter Peter Heffungs der Nimbus der locker sitzenden Säge voraus. Wasser auf die Mühlen der Vertreter dieses Standpunktes war da am Dienstag auf der Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr die Ankündigung von Heffungs die beiden Kastanien vor der alten Sternwarte auch noch fällen zu wollen, nachdem bereits dort vor 14 Tagen gefällt worden war.

"Sie haben ihr Leben zu Ende gelebt"

Technischer Dezernent Klaus-Dieter Holst "Die Kastanie links neben dem Eingang weist größere Schäden auf", sagte Heffungs. Und wenn sie gefällt werde, stehe auch die rechte nicht mehr stabil, da sich deren Krone an dem linken Baum anlehne. "Um das Fällen kommen wir also nicht herum", so das Fazit. Ein Gutachter habe den Baum bereits von unten inspiziert und empfohlen, ihn durch Stahlanker zu stabilisieren. Heffungs kann diesem Vorschlag indes keine Praktikabilität abgewinnen: "Das mit dem Anker ist aus meiner Sicht nicht darstellbar." Die Bäume sollen weg.

In seltener Eintracht erteilten die Politiker aller Fraktionen diesem Ansinnen eine Absage. Da war die Rede davon, die Bäume seien ortsbildprägend (Edeltraud van Venrooy, SPD) oder die Verwaltung wurde ermahnt, "mit solchen Dinge vorsichtiger umzugehen" (Volker Auer, CDU).

An den über 80 Jahre alten Kastanie wird die Säge trotzdem kaum vorübergehen. Heffungs sagte gestern im Gespräch mit der WZ, zwar zunächst - wie vom Ausschuss gefordert - erneut einen Gutachter mit der Kontrolle der Kastanien zu beauftragen - das Ergebnis glaubt er allerdings bereits zu kennen.

"Es ist ja nicht so, dass wir Bäume umhauen, weil wir Spaß am Umhauen haben", so Heffungs und wies in diesem Zusammenhang Rambo-Tendenzen weit von sich. "Entscheidend ist aber, dass wir auch die Verkehrssicherungspflicht haben." Sollte ein Baum umstürzen und einen Menschen verletzen, "sind die, die jetzt die Bäume retten wollen die ersten, die ,Kreuzigt Ihn!’ rufen", vermutet er.

Auch wenn Peter Knitsch von den Bündnisgrünen den Mitarbeitern der Stadt Kompetenz in der Bewertung des Zustandes von Bäumen abspricht, nimmt Heffungs für sich in Anspruch, zu wissen, wovon er redet. Dazu gehöre auch die Kontrolle von 6000 Bäumen, nachdem Orkan Kyrill gewütet hatte. "Wir nehmen das Thema Sicherheit eben sehr ernst."