Hochdahl: Nur beackern, nicht bebauen

Neanderhöhe: Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen die Pläne der Stadt, dort Gewerbe anzusiedeln.

Hochdahl. Geduldig warten Wilhelm und Oskar auf das Kommando. Während Elmar Stertenbrink noch die Zügel sortiert, lassen sich die beiden Belgischen Kaltblüter ein paar Grasbüschel schmecken. Dann ein kurzes Rucken an den Zügeln, ein Schnalzen mit der Zunge, und das Gespann aus einer längst vergangenen Zeit setzt sich in Bewegung.

Der Schleuderwerfer, ein 300-Kilo-Ungetüm mit zwei stollenbewehrten Metallrädern, frisst sich durch den Boden, und schon nach wenigen Metern ist der Boden übersät mit Kartoffeln. Die Kinderschar im Schlepptau des Trios ist begeistert. Im Nu sind die Eimer und Körbe gefüllt, den nächsten Kartoffelaufläufen von Muttern steht nichts im Weg.

Was auf der Hochdahler Neanderhöhe nostalgisch wirkt und vor allem dem Nachwuchs einen Heidenspaß bereitet, hat allerdings einen ernsten umweltpolitischen Hintergrund. Denn dort, wo die beiden imposanten Vierbeiner gerade über den Acker stampfen, könnten in absehbarer Zeit Lastwagen rollen und ihre Waren an- und abliefern.

Geht es nach dem Willen der Politik, entstünde auf der Neanderhöhe auf einer Fläche von bis zu 84 000 Quadratmetern ein neues Gewerbegebiet, das dann vom Hochdahler Hof bis zum Feldhof und von der Hochdahler Straße bis direkt ans Naturschutzgebiet Neandertal reichen würde.

Eigentlich ist es beschlossene Sache - wäre da nicht eine Bürgerinitiative, die seit etwa einem Jahr Sturm gegen die Pläne läuft. "Wir haben bisher etwa 2000 Unterschriften gegen den zerstörerischen Flächennutzungsplan zusammen", sagt Wolfgang Sternberg,

Mitglied im Sprecherkreis der Naturschutzgemeinschaft Neandertal. Und damit es noch mehr werden, gibt es hin und wieder Aktionen - wie jetzt das Kartoffelfest mit den beiden Kaltblütern als Attraktion. "Wir möchten darauf aufmerksam machen, was auf die Neanderhöhe gehört: Landwirtschaft und keine Gewerbehallen", spricht Sternberg auch für den Bürgerverein Hochdahl und den Naturschutzbund-Kreisverband, die sich der Initiative angeschlossen haben.

"Überall stehen immer mehr Gewerbeobjekte leer. So lässt sich das Bessemer Feld ganz in der Nähe schon nur schleppend vermarkten. Aber all das scheint bei den Planungen keine Rolle zu spielen", schimpft Sternberg. "Erst mal die Natur zupflastern und dann gucken, was passiert. Außerdem widerspricht das Vorhaben dem Masterplan Neandertal, wenn zugelassen wird, dass nur einen Kilometer von der Fundstelle entfernt derart Raubbau betrieben wird."

Elmar Stertenbrink teilt die Bedenken. Der Forstwirt betreibt den Hof Gödinghoven in Alt-Erkrath. Im Frühjahr hat er nach althergebrachter Art den Acker mit dem Pferdegespann gepflügt und die Saatkartoffeln gesetzt. Mittlerweile konnten sie geerntet werden. "Rund 3000 bis 3500 Kilo sollten schon zusammenkommen", glaubt Stertenbrink, der beim Fest auf der Neanderhöhe rund 2500 Quadratmeter beackerte.

Unterstützung erhielt die Initiative am Wochenende auch von der BmU-Fraktion. Vorsitzender Bernhard Osterwind hatte eigens zahlreiche Unterschriften mitgebracht. Jedoch stellt Wolfgang Sternberg klar: "Wir wollen aus unserem Anliegen keine parteipolitische Sache machen, sondern über die Parteigrenzen hinaus den Sinn für dieses schöne Fleckchen Erde schärfen."