Internetplattform Abgeordnetenwatch: Politikern auf den Zahn fühlen

Bürger können jetzt mit ihren Ratsmitgliedern übers Internet direkt Kontakt aufnehmen.

Mettmann. Egal, ob es sich in den Medien oder in privatem Kreis abspielt. In kaum einer politischen Diskussion lassen die Beteiligten die Gelegenheit aus, ihren Unmut über Politiker kundzutun. Dabei haben die wenigsten jemals mit einem Politiker gesprochen. Doch seit Freitag haben alle Mettmanner die Möglichkeit, ihren Ratsmitgliedern auf den Zahn zu fühlen — dank des gemeinnützigen Vereins Parlamentwatch, der seine Arbeit in den Räumen des Tennisclubs Metzkausen vorstellte.

Unter dem Motto „Weil Transparenz Vertrauen schafft“ betreibt Parlamentwatch seit einigen Jahren die Internetplattform Abgeordnetenwatch. Die Idee hinter dieser Plattform ist es, das Recht der Bürger auf Auskunft durch die Politiker zu verwirklichen. „Wir wollen so den Graben zwischen Politikern und Bürgern verringern“, sagt Roman Ebener von Parlamentwatch.

Über das persönliche Profil eines Politikers kann jeder Bürger auf abgeordnetenwatch.de Fragen stellen. Dazu muss man die entsprechende politische Ebene auswählen, für die der Abgeordnete ein Mandat hat. Um die Suche zu vereinfachen, kann man noch die Postleitzahl des Wahlkreises eingeben. Die gestellte Frage wird von Moderatoren der Seite innerhalb von 24 Stunden auf ihre Seriosität geprüft und an den Politiker weitergeleitet.

„Wir achten darauf, dass die Frage keine beleidigenden oder radikalen Äußerungen enthält“, sagt Roman Ebener. Wurde die Frage an den Politiker übermittelt, wird sie auf seiner Profilseite angezeigt. Die Plattform soll als virtuelles Wählergedächtnis dienen. Die Fragen und Antworten bleiben dauerhaft auf der Profilseite gespeichert, so dass Bürger die Antworten jederzeit lesen können.

Die Antwortquote der Politiker liege bei über 80 Prozent. Neu ist, dass die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme auf kommunaler Ebene existiert. Seit Freitag ist Mettmann die 60. Kommune, in der Bürger über die Internetplattform mit ihren Ratsmitgliedern in Kontakt treten können.

Einige Kommunen in der Region wie Wuppertal und Solingen haben bereits Erfahrung mit dieser Kontakt- und Kontrollmöglichkeit. Die Intensität der Nutzung hänge immer von der politischen Großwetterlage und von der Betroffenheit ab, sagt Ebener.

Die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den Politikern auf kommunaler Ebene wird jedoch nur realisiert, wenn ein Bürger die Initiative ergreift und sich an Parlamentwatch wendet.

Bis gestern Nachmittag war noch keine einzige Frage an eines der 54 Mettmanner Ratsmitglieder gestellt worden.