Unternehmen und Gewerkschaft unterschreiben Sozialplan und Interessenausgleich NTN-Schließung in Mettmann endgültig besiegelt
Mettmann · Ein Berater hatte im Auftrag des Betriebsrates gezeigt, wie die NTN Kugellagerfabrik mit weniger Personal überlebensfähig gewesen wäre. Doch darauf will sich der Konzern nicht einlassen.
(dne) Noch vor zwei Jahren schwärmte die Stadt vom „Global Player“, der seit 50 Jahren in Mettmann zu Hause ist. Nun ist endgültig klar: Diese Erfolgsgeschichte bekommt keine weiteren Kapitel. Unternehmen und IG Metall haben den Sozialplan und den Interessenausgleich unterschrieben. Wie beide Seiten bestätigten, schließt der Standort am 31. März 2026 endgültig. Rund 120 Beschäftigte sind betroffen; viele von ihnen arbeiten seit 30 oder gar 40 Jahren für den Konzern. Im Alter von 56 oder 58 Jahren müssen sie sich nun einen Job suchen – denn für einen vorzeitigen Wechsel in den Ruhestand sind die meisten von ihnen noch zu jung, sagt IG Metall Geschäftsführer Hakan Cicelek.
Zuletzt hatte der Betriebsrat einen externen Berater hinzugezogen und mit seiner Hilfe ein Konzept entwickelt, den Standort mit weniger Personal an Bord wirtschaftlich betreiben zu können. „Doch auf diesen Vorschlag wollte das Unternehmen gar nicht eingehen. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine strategische Konzernentscheidung handelt.“
Das japanische Unternehmen NTN hat 13 weitere Produktionsstandorte in Europa. NTN Geschäftsführer Makoto Kikukawa hat im Gespräch mit unserer Zeitung die „schwierige Entwicklung“ im Automobilmarkt für die Schließung in Mettmann verantwortlich gemacht: „Die europäische Automobilindustrie und ihre Zulieferer befinden sich schon seit Längerem in einem grundlegenden Veränderungsprozess. Die Zahl der in Europa produzierten Fahrzeuge geht zurück – seit 2020 um etwa 17 Prozent. Umgekehrt nehmen die Einfuhren aus dem Ausland zu, insbesondere von Elektrofahrzeugen. Dies führte am Standort Mettmann zu einem massiven Auftragsrückgang.“ Darauf müsse das Unternehmen nun reagieren.
Seit 52 Jahren werden im Mettmanner Osten in drei Werken Präzisionsteile hergestellt. Nun soll die Produktion in zwei Phasen heruntergefahren werden – zum Ende März 2025 sowie zum Ende März 2026. Danach werde in einer Abschlussphase aufgeräumt, um den Standort verlassen können. Das an Gewerbeflächen chronisch knappe Mettmann gilt als Interessent für Grundstück samt Liegenschaften.
Für die Beschäftigten und für die Dienstleister der Stadt werde es sehr schwer werden, glaubt IG-Metall-Mann Hakan Civelek. Nach 40 arbeitsreichen Jahren muss man plötzlich wieder eine Bewerbung schreiben und die eigenen Stärken hervorkehren“, sagt er. Eine Transfergesellschaft, die bei der Vermittlung von Arbeitskräften in eine neue Beschäftigung helfen könnte, wurde verhandelt. Laut Auskunft der Gewerkschaft sei der Konzern aber nicht bereit gewesen, Mittel für eine solche Gesellschaft auszugeben.