Kultur in Mettmann Wie eine Sängerin Schritt für Schritt ihre Stimme wiederfand
Mettmann · Franziska Dannheim machte sich zu Fuß auf zum Schliersee, um wieder gesund zu werden.
(elk) Kann es für eine Sängerin etwas Schlimmeres geben, als die eigene Stimme zu verlieren? Franziska Dannheim ereilte dieses Schicksal: Die Sopranistin erkrankte an Corona, durchlitt Infekt auf Infekt – und verstummte schließlich mitten in einem Konzert.
Über den langen Weg ihrer Genesung hat die 54-Jährige ein Reisebuch geschrieben, denn die Sängerin ging den Weg zurück zur Gesundheit im wahrsten Sinne des Wortes: Dannheim machte sich zu Fuß auf zum Schliersee in Bayern. Rund 1000 Kilometer absolvierte sie Schritt für Schritt und schrieb darüber ein Buch. „Franzi geht dann heim“, so der Titel, wird am Sonntag, 20. Oktober, offiziell vorgestellt. Beginn der Präsentation in der Kulturvilla an der Beckershoffstraße 20 in Mettmann ist um 17 Uhr.
Dannheim begann ihre Karriere als Sängerin am Stuttgarter Staatstheater. Sie stand gemeinsam mit der Schauspielerin und Kabarettistin Carmela de Feo auf der Bühne. Später war sie mit dem Soloprogramm „Oper légère“ erfolgreich, bei dem sie an einem Abend verschiedene Rollen großer Opern verkörperte. Dann aber verabschiedete sich die Stimme während eines Auftrittes. „Ich musste das Publikum nach Hause schicken“, erinnert sich die Schwäbin, die seit 30 Jahren im Ruhrgebiet lebt.
Dass das friedliche Gehen wieder Ruhe in eine krisengeschüttelte Seele bringt, weiß jeder Pilger, der schon einmal den Jakobsweg gegangen ist. Für Dannheim gab es ein persönliches Santiago de Compostela: Den Ort am Schliersee, den sie schon aus Kindertagen kannte. Hier hatte ihr Großvater ein Häuschen. Also packte sie ihren Rucksack, lief zu Hause im Essener Stadtwald schon mal gründlich ihre Wanderstiefel ein und brach schließlich Richtung Süden auf. Wichtigstes Utensil neben Sonnenhut und Wasserflasche war die Ukulele.
Um das Ende der Geschichte vorwegzunehmen: Dannheim hat es bis an den Schliersee geschafft. Und auf dem Weg immer wieder vorsichtig ihre Stimme ausprobiert: In leeren Kirchen, in Wäldern und ständig wechselnden Landschaften, alleine und manchmal mit heimlichen Zuhörern wie einem bayerischen Pfarrer, der sie zum Bleiben überreden wollte.
Aus dem langen Weg zur Genesung ist ein schönes Reisebuch geworden, auf das der Verleger Andreas Walter aufmerksam wurde. Walter betreibt seit Jahren den Verlag 360° Medien, der nicht nur in die schönsten Regionen des Bergischen Landes lockt, sondern auch zu fernen Destinationen wie Kanada oder die Kalahari-Wüste. „Franziska Dannheim hat ein emotionales Buch geschrieben, das eine wunderbare Bereicherung des Verlagsprogrammes ist“, so Walter, „außerdem ist sie durch ihre enorme Bühnenpräsenz das perfekte Gegenteil einer langweilig vortragenden Autorin“. Als ehemaliger Klassenkamerad von Constanze Backes sprach er die Betreiberin der Kulturvilla an, in der Dannheim auch schon zweimal aufgetreten ist.
Übrigens: Die Ukulele nimmt die Sängerin auch mit nach Mettmann. Ob Franziska Dannheim die rund 25 Kilometer von Essen zur Kulturvilla zu Fuß bewältigen wird, teilte der Veranstalter nicht mit. Karten für die Buchpräsentation kosten an der Abendkasse 15 Euro. Im Vorverkauf über Neanderticket oder die Homepage der Kulturvilla sind sie für 12 Euro erhältlich.
Weitere Informationen: kulturvilla.com