Ermittlungen im Kreis Mettmann Warum die Polizei Tiktok-Beamte auf Streife schickt

Kreis Mettmann · Einen Informationsvorsprung zu haben, kann für die Polizei lebenswichtig sein. Deshalb gibt es OSINT – Spezialisten, die frei zugängliche Online-Plattformen auswerten.

Die Polizei wertet Infos in Sozialen Netzwerken aus.

Die Polizei wertet Infos in Sozialen Netzwerken aus.

Foto: dpa/Christoph Dernbach

(dne) Die Kreispolizei Mettmann hat Facebook-Streifen und Tiktok-Beamte im Einsatz. Und damit sind keine Avatare gemeint, sondern Spezialisten, die in frei im Internet verfügbaren Quellen Informationen zu aktuellen Einsatzlagen oder polizeilichen Ermittlungen suchen. Was die Polizei eine „strategische Neuerung“ nennt, trägt den Namen OSINT– „Open Source Intelligence“.

Grob übersetzt bedeutet das: „Nachrichtendienst, der als Quelle frei verfügbare Inhalte nutzt“. Die Idee dahinter: Was offen im Internet steht, kann bei konkreten Gefahrenlagen zur wichtigen Information werden und auch dem Eigenschutz der Beamtinnen und Beamten dienen. Polizeisprecher Daniel Uebber sagt: „Bei Adhoc-Lagen werden die über OSINT gewonnenen Erkenntnisse den Kolleginnen und Kollegen oft noch auf der Anfahrt mitgeteilt. So haben sie die Zeit und die Möglichkeit, geeignete Eigenschutzmaßnahmen zu ergreifen.“

Polizei kann online
mehr Details herausfinden

Als weiteres Beispiel nennt Uebber Versammlungen wie Treffen der Autotuner-Szene oder Demonstrationen: „Hier konzentrieren wir uns auf die Recherche von polizeilich relevanten Entwicklungen. Jede Information kann uns hier bereits in der Einsatzplanung, aber auch im Rahmen der Bearbeitung eines aktuellen Einsatzes helfen.“

Konkret: Mit wie vielen Fahrzeugen ist bei einem Tuner-Treffen zu rechnen? Wohin bewegen sich Menschenmengen bei einer Demonstration? Gibt es unter Umständen Gegenveranstaltungen oder möglicherweise geplante Aktionen von potenziellen Störern? Mit solchen Details könne die Polizei die eigene Einsatzplanung schärfen und zielgerichteter für den sicheren Ablauf einer Veranstaltung sorgen.

Dass OSINT das Gefühl von staatlicher Allgegenwart und Überwachung aufkommen lassen könnte, versucht die Polizei mit diesem Hinweis in ihrem Jahresbericht im Keim zu ersticken. Auch Journalisten, Firmen, Organisationen und Privatpersonen nutzten Internetquellen und Social Media, um sich besser vorbereiten zu können.

Tatsächlich gebe es bereits erste Erfolge durch OSINT. So unterstützte die Social Media-Recherche bereits in mehreren Vermisstenfällen und trug zum Auffinden der Gesuchten bei, berichtet Polizeisprecher Uebber. Auch bei Delikten wie betrügerischem Online-Handel habe man durch OSINT-Recherchen bereits Erfolge feiern können.