Mettmann: Der größte Laufstall der Welt
Gabriele Rosslenbroich und Margarete Papenhoff betreiben seit 1972 das Kino. Beide sind quasi dort aufgewachsen.
Mettmann. Den Schwestern Gabriele Rosslenbroich und Margarete Papenhoff liegt Kino im Blut. Die WZ sprach mit ihnen über den 100. Geburtstag des Kinos, die Veränderungen in der Filmbranche und ihre Lieblingsfilme.
Frau Rosslenbroich, Frau Papenhoff, Sie betreiben das Weltspiegel-Kino seit 1972 in der dritten Generation. Wie haben sie die Entwicklung in der Kinolandschaft seither miterlebt?
Rosslenbroich: Es hat ja nicht nur eine Wandlung in der Kinolandschaft gegeben, sondern auch, was das Produkt Film angeht. Papenhoff: Vor allem Video, DVD und die großen Multiplex-Kinos sind eine Herausforderung für uns Kinobetreiber geworden. Wir müssen einfach anders sein.
Anders sein? Wie machen Sie das?
Rosslenbroich: Unser Programm ist ausgesucht. Wir spielen nicht alles, was auf den Markt kommt, sondern bieten auch Programmkino. Papenhoff: Wir sind in einer kleinen Stadt und bieten ein ganz anderes Spektrum, auch für einzelne Gruppen wie Kinder, Senioren, Frauen oder Teenies. Zudem herrscht in einem persönlich geführten Kino immer eine familiärere Atmosphäre als in den großen Kinos.
Wie sieht es mit der Konkurrenz in den umliegenden Städten aus?
Papenhoff: Es ist so, dass sich gerade in Düsseldorf die Kinolandschaft verändert hat. Dort gibt es ein gutes Programmkino-Angebot, aber Arthouse - die Zwischenform von Programmkino und Mainstream - wird dort kaum noch gespielt. Rosslenbroich: Folglich versuchen wir, auch ein gutes Angebot an Arthouse-Filmen zu bieten. Wir wollen in der Stadt, in der wir leben, das komplette Programm anbieten. Papenhoff: Und wir wollen alle Altersstufen ansprechen. Wir spielen zum Beispiel täglich um 15 Uhr einen Kinderfilm. Das gibt es in anderen Kinos fast gar nicht mehr.
Wo informiert man sich denn über kommende Kinofilme und die Ausstattung für Kinos?
Papenhoff: Zum einen natürlich bei der Berlinale. Außerdem gibt es Präsentationen in Köln, Leipzig und München. Rosslenbroich: Für Kinoausstattungen gibt es eine jährliche Messe mit Kongress in Baden-Baden, die wir immer besuchen.
Und wonach entscheiden Sie, welche Filme gespielt werden?
Papenhoff: Das entscheiden wir nach Marktangebot. Außerdem weiß man einfach, was ins eigene Programm passt.
Gehen Sie auch nach eigenem Geschmack?
Rosslenbroich: Absolut ja! Das ist doch in jeder Branche so. Ein Italiener wird in seinem Restaurant auch italienisch kochen und nicht französisch. Wir stehen immer hinter unserem Filmangebot. Papenhoff: Richtig spezielle Horrorfilme zum Beispiel gehen gar nicht. Damit können wir uns nicht identifizieren.
Haben Sie denn selbst auch einen Lieblingsfilm?
Rosslenbroich: Das schwankt. Momentan ist es bei mir "Das Leben der Anderen". Papenhoff: Ich mag zurzeit besonders "Irina Palm".
Können Sie sich noch an Ihr erstes Kino-Erlebnis erinnern?
Wenn Sie so mit dem Kino verwurzelt sind, kann man dann im Urlaub richtig abschalten?
Papenhoff: Ja. Aber wenn es am Urlaubsort ein Kino gibt, schauen wir uns das natürlich an. Rosslenbroich: Einmal waren wir in New York in der Carnegie Hall und durften einen Rundgang durch den Vorführraum machen. Da ist für uns ein Mythos gestorben. Dort sah es schlimmer aus, als in allen Vorführräumen, die wir je gesehen haben.
Zu guter Letzt - was wünschen Sie sich für Ihr eigenes Kino zum großen Jubiläum?
Margarete Papenhoff Sie ist eine geborene Rosslenbroich. In Mettmann aufgewachsen, erlernte sie zunächst den Beruf der Bankkauffrau, bevor sie 1972 ins Kinogeschäft einstieg und eine Ausbildung zur Filmkauffrau machte.
Gabriele Rosslenbroich Auch sie ist in Mettmann geboren und aufgewachsen. Ihren ursprünglich erlernten Beruf - Programmiererin - übte sie aus, bis sie gemeinsam mit ihrer Schwester das Weltspiegel-Theater übernahm. Auch Gabriele Rosslenbroich ist heute Filmkauffrau.