Mettmann: Feierabend nach 50 Dienstjahren

Am Donnerstag wurde Helmut Raschke in den Ruhestand verabschiedet.

Mettmann. Der eine ist am Donnerstag gegangen. Der andere geht erst noch. Bürgermeister Bodo Nowodworski verabschiedete gestern Helmut Raschke nach 50 Berufsjahren - davon 45,5 Jahren - im Mettmanner Rathaus, in den Ruhestand. Nowodworski selbst wird Mitte Oktober das Rathaus in die Selbstständigkeit und in Richtung Bauverein verlassen.

Helmut Raschke über das Ende seines Arbeitslebens nach 50 Jahren

"Da weht schon ein bisschen Wehmut mit", sagte der Bürgermeister, der Helmut Raschke als einen der ersten Männer in der Verwaltung kennen lernte, als er vor 22 Jahren als Tiefbauamtsleiter in Mettmann anfing. Nowodworski: "Waren Sie damals eigentlich schon grau? Na ja, jedenfalls galten sie in der Bauverwaltung damals schon als graue Eminenz." Raschke zuckt mit den Schultern.

Grau ist der 65-Jährige, der sich in seinem feinsten Sonntagsstaat bequem im Stuhl zurücklehnt, in der Tat. Raschke genießt es auf seine Art, im Mittelpunkt zu stehen. Ihn kann nichts aus der Ruhe bringen. Als der Bürgermeister von einem Spickzettel wichtige Stationen Raschkes abliest, korrigiert der seinen Vorgesetzten auch schon mal.

60 soll er sein. Einspruch Raschke: "Was mach’ ich dann hier?" Nein, er hat die 65 schon auf dem Buckel. Von der Angst, mit dem Ruhestand möglicherweise überfordert zu sein, spricht Raschke nur andeutungsweise. "Ich hoffe, dass ich nicht in dieses berühmte große Loch falle."

Doch am Tag seines Abschieds schaut der Mettmanner lieber noch einmal auf seine vielen Dienstjahre zurück. Nach seiner Ausbildung zum Vermessungstechniker beim Kataster- und Vermessungsamt der Kreisverwaltung kam er 1964 in die Mettmanner Stadtverwaltung, die noch nach preußischem Schema funktionierte.

"Da rief der Baudezernent im Planungsamt an und sagte, er brauche den Plan. Da durfte man nicht erst fragen, welchen Plan er meinte. Ich bin dann in sein Vorzimmer geschlichen und hab’ gefragt, wer gerade beim Baudezernenten zu Besuch sei. Daran konnte ich dann meistens ableiten, welchen Plan er meinte." Sein Kollege habe weniger Glück gehabt. Raschke: "Über den brach oft ein Donnerwetter herein."

Preußisch waren auch die Zeiten in der Verwaltung: 44 Wochenstunden und 20Tage Urlaub. "Und freitags gab’s die blaue Stunde. Da mussten wir los, für die Bauingenieure Bier holen."

Als er und sein Kollege zu zweit das Planungsamt "schmissen", war für Raschke die Welt in der Verwaltung in Ordnung. "Ohne das Planungsamt lief in der Verwaltung damals gar nichts." Früher musste jeder Sachbearbeiter vielseitiger sein als heute. Heute sind alle Spezialisten."

Nach mehr als 45 Jahren verlässt Raschke das Bauverwaltungsamt, in dem er übrigens 1984 seine spätere Ehefrau Edeltraud kennen lernte, mit einem guten Gefühl. "Es war eine abwechslungsreiche und schöne Zeit."

Künftig will sich Raschke mehr um seine Hobbys kümmern: die CDU-Mittelstandsvereinigung, die er vor 40 Jahren mitbegründete und in der er seitdem im Vorstand sitzt - die letzten sieben Jahre als Vorsitzender - und die Schwertbrüder von Livland. Und im Haus will er renovieren. "Ansonsten warte ich auf die Einladungen, die ich jetzt bekomme."