Mettmann: Verein startet Hilfsaktion für eine junge Frau aus Gorazde
Deutsche und Bosnier aus Mettmann wollen verhindern, dass Vernesa taub wird.
Mettmann. Wenn der 17 Jahre alten Schülerin Vernesa I. nicht schnell geholfen wird, kann sie bald nichts mehr hören. Auf einem Ohr ist sie schon taub. Nun droht auch das andere Ohr zu ertauben. Die junge Frau lebt im bosnischen Gorazde. Vernesas Eltern sind nicht in der Lage, ihrer Tochter zu helfen.
Nur mit einer Operation könnte verhindert werden, dass das junge Mädchen taub wird. "Eine Operation kostet 20000 Euro", sagt Ulrich Hogenschurz, der Vorsitzende des Freundschaftsvereins Mettmann-Gorazde. Geld, das Vernesas Eltern niemals aufbringen könnten.
Der Freundschaftsverein versucht jetzt, das Geld zusammenzubekommen. "Wir selbst werden ein paar tausend Euro dazu tun. Es wäre schön, wenn auch die Mettmanner spenden würden, damit dem Mädchen geholfen werden kann", sagt Hogenschurz.
Ekrem Uskanovic, der selbst aus Gorazde stammt und seit mehr als 20 Jahren Mitglied im Freundschaftsverein ist, hat alle von Bosniern geführten 33 Islamischen Kulturzentren in Nordrhein-Westfalen um Hilfe gebeten. "Die Zentren in Velbert und Düsseldorf haben bereits zugesagt." Und sogar Felix Sturm, Boxweltmeister mit bosniakischer Abstammung, will die Hilfsaktion des Freundschaftsvereins unterstützen. Außerdem, so Hogenschurz, wird auch ein Unternehmen aus Gorazde Geld für die Operation dazu tun.
Wer Vernesa helfen und spenden möchte, sollte sich an den Vereinsvorsitzenden Hogenschurz wenden. Er ist unter der Telefonnummer 0208/5820373 oder per E-Mail: UliHogenschurz@arcor.de zu erreichen.
Darüber hinaus will der Freundschaftsverein als Mittler zwischen Gorazde und der Stiftung "Clean Water" (reines Wasser) des Schweizer Georg Fischer Konzerns auftreten. Vor zwei Jahren hatte die Stiftung, die weltweit Trinkwasser-Projekte unterstützt, dafür gesorgt, dass die nach dem Bürgerkrieg immer noch desolate Wasserversorgung verbessert wird. Die Stiftung hatte 20000 Euro investiert, damit ein Bergdorf in an der Nähe Gorazdes an die Trinkwasserversorgung angeschlossen werden konnte. Hogenschurz: "Es gibt aber noch mehrere Dörfer, die immer noch nicht an die Wasserversorgung angeschlossen sind." Anfang Januar wird er nach Gorazde reisen, um sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation zu machen.
Für die zweite Hälfte der Sommerferien im kommenden Jahr werden der Freundschaftsverein Mettmann-Gorazde sowie der Deutsch-Italienische Kulturverein es ermöglichen, dass 15 Jugendliche aus Gorazde eine Woche nach Mettmann kommen können. Das Jugendaustausch-Programm wird von Georg Fischer mit 3000 Euro gefördert.
In den 70er-Jahren hatte GFrund 900 Arbeiter aus dem Raum Gorazde für die Gießerei in Mettmann angeworben. Einer von ihnen war Ekrem Uskanovic. "Heute leben noch rund 80 Familien aus Gorazde in Mettmann. Die meisten Männer sind bei GF beschäftigt", sagt der Bosnier der ersten Stunde in Mettmann. Deshalb hat das Unternehmen an der Flurstraße über viele Jahre immer wieder Menschen und Projekte in Gorazde maßgeblich unterstützt.