Ausgrabungen in Ratingen Archäologen graben nach mittelalterlichen Stadtresten

Ratingen · Bevor an der Wallstraße der Mehrgenerationenpark mit darunterliegender Tiefgarage entsteht, sind erst einmal die Archäologen an der Reihe. Sie suchen nach möglichen Überresten der Stadtmauer und bergen Scherben.

Ausgrabungsleiter Gian-Luigi Renzi zeigt die Holzfunde am ehemaligen Stadtgraben.

Foto: Achim Blazy (abz)

Je älter, desto interessanter, jedenfalls für Archäologen. Ausgrabungsleiter Dr. Gian-Luigi Renzi und der Leiter des städtischen Amts für Denkmalschutz und Denkmalpflege, Dr. Jan Richarz, hoffen, dass die Hölzer, die bei den Grabungen an der Wallstraße offen gelegt wurden, aus dem Mittelalter stammen. „Eine Probe davon haben wir ins Labor gegeben“, sagt Richarz. Jetzt heißt es: Warten, bis das Ergebnis vorliegt. Das jedoch wird bis auf das Jahr genau Aufschluss über das Alter der Holzfunde geben.

Seit Ende Februar wird zwischen Wallstraße und dem dahinter liegenden Spielplatz am Beamtengässchen gegraben. Und das nicht nur mit der Schaufel, sondern auch mit einem Bagger. Bevor dort der Mehrgenerationenpark und eine darunter liegende Tiefgarage entsteht, wird das Gelände auf mögliche weitere Überreste der Stadtmauer und von sogenannten Gauklerplätzen hin untersucht. Zu letzteren gibt es Hinweise in Dokumenten, aber keine Karten mit genauen Standorten, wie Richarz erklärt. Und wie diese Plätze aussehen könnten, ist auch ungewiss, möglicherweise sind es nur verdichtete Stellen.

Nach gut zwei Wochen Arbeit steht bereits fest, dass im hinteren Grabungsfeld wohl keine mittelalterlichen Funde zu erwarten sind. Deshalb wird dort auch das Erdreich mit dem Bagger bewegt. Je näher die Ausgrabungsteilnehmer jedoch der Straße und damit dem Graben und dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer kommen, umso interessanter wird es und umso vorsichtiger wird dort gegraben.

Neben den erwähnten Hölzern haben Renzi und seine Helfer auch bereits ein Weidengeflecht gefunden. Welchen Zweck es hatte? „Da gibt es verschiedene Ideen“, sagt Richarz. Doch abschließend ist das noch nicht geklärt.

Interessant sind für Archäologen auch immer wieder Scherben, die im Boden gefunden und dann auf ihr Alter hin untersucht werden. Die Mauerreste, die in der oberen Erdschicht nahe der Straße freigelegt wurden, sind für Archäologen dagegen uninteressant. „Die sind von den abgerissenen Häusern und stammen aus dem 19. Jahrhundert“, sagt Richarz.

Von materiellen Schätzen
wird nicht ausgegangen

Alle interessanten Funde werden fotografiert und dokumentiert. Die Stadt hatte die Grabungen zunächst auf zwei Monate angesetzt, doch wie lange sie tatsächlich dauern, ist ungewiss. Eile besteht anscheinend nicht. „Die eigentlichen Bauarbeiten für das Gelände sind noch nicht ausgeschrieben“, sagt Richarz. Grabungen wie die an der Wallstraße gehören in Ratingen als mittelalterlicher Stadt zur Pflichtaufgabe, wie Richarz sagt. Doch die Größe des Grabungsfeldes ist in der Innenstadt eher selten. Der Bereich ist mit einem Gitterzaun abgesperrt, eher zur Sicherheit der Menschen als zur Sicherung der Grabungsstelle. Denn materielle Schätze werden dort kaum geborgen werden.

Für Gian-Luigi Renzi sind solche Grabungen eher Alltag. „Man freut sich aber, wenn man etwas Interessantes findet“, sagt er. Und dafür steht er Tag für Tag in der Grube, um sich mit seinen Helfern auf die Suche zu machen, auch bei schlechtem Wetter. „Angst vor Regen darf man nicht haben“, sagt er. Nur wenn es wirklich aus Kübeln schütten sollte, werden die Arbeiten unterbrochen.

Dem Grabungsfeld fügt auch das keinen Schaden zu. „Dafür gibt es notfalls Pumpen“, sagt der Ausgrabungsleiter.