Bürger fürchten um ihre Gesundheit

Die Anhörungen in der Düsseldorfer Messe zum Ausbau des Flughafens beginnen heute.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es ist das beherrschende Thema für die Wirtschaftsregion: Ab dem heutigen Montag sollen in der Düsseldorfer Messehalle eins ab 10 Uhr möglichst alle Fakten auf den Tisch kommen. Mehrere Tage sind dafür anberaumt. Unter dem Titel „Erörterungstermin“ werden unzählige Bedenken der Fluglärm-Gegner zum Antrag auf die nächste Kapazitätserweiterung am Airport vorgetragen.

„In erster Linie werden wohl die Anwälte sprechen“, vermutet Siegfried Aring, der als Flughafen-Beauftragter der Stadt Ratingen dabei sein wird. Der Diplom-Ingenieur koordiniert auch die Strategie der Anrainerstädte, die mit den möglichen Folgen der Wachstumspläne des Flughafens nicht einverstanden sind. Eine spätere Klage wird längst nicht mehr ausgeschlossen. Aring erklärt, dass die Zahl der Bedenken und Einwendungen gigantisch hoch sei, geprägt von fachbezogener Sachlichkeit.

Ein zentraler Aspekt: Immer mehr Bürger fürchten angesichts des Lärms und der Feinstaubbelastungen um ihre Gesundheit. Ein Gutachten der Universität Düsseldorf kritisiert die sogenannte Umweltverträglichkeitsstudie (UVS), die der Flughafen, begleitend zur Planfeststellung der Kapazitätserweiterung, beigebracht hat. So heißt es darin unter anderem, dass bereits zum heutigen Zeitpunkt die gemessenen Feinstaubkonzentrationen die empfohlenen Leitwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erheblich übersteigen.

Aring und auch Ulrich Neck, Vorsitzender des Vereins „Ratinger gegen Fluglärm“, sehen hier einen zentralen Ansatzpunkt — neben anderen Bereichen. Jeder Flug bedeute „Lärm plus Schadstoffe“, betont Neck, der Schadstoffausstoß durch die Flugzeuge müsse als ein ernstzunehmendes und vor allem komplexes Problem gesehen werden.

Der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ mit seinem Vorsitzenden Christoph Lange hatte die Belastungen in Wohngebieten rund um den Airport gemessen. In Tiefenbroich, Lintorf und Hösel habe es eine Dauerbelastung von über 20 000, teils sogar mehr als 30 000 Partikeln gegeben. Zum Vergleich: Die Grundbelastung auf der Corneliusstraße in Düsseldorf beträgt weniger als 4000 Teilchen. Ein Lkw erzeugt einen Spitzenwert von 50 000 Partikeln.

Insgesamt sieht man dem heutigen Erörterungstermin mit gemischten Gefühlen entgegen. Ein wichtiger Gesichtspunkt sei die Frage, ob der vom Flughafen behauptete Mehrbedarf an Flugbewegungen überhaupt besteht, so Neck und Aring in einer gemeinsamen Erklärung.

Organisiert wird die Veranstaltung von der Bezirksregierung Düsseldorf im Auftrage des NRW-Verkehrsministeriums, das über den Plan des Flughafens letzlich entscheiden muss.

Die Stadt Ratingen hat offiziell Einwendungen erhoben, rund 2000 Bürger haben mit privaten Briefen oder mittels einer Postkartenaktion von „Ratinger gegen Fluglärm e.V.“ Einspruch gegen die geplante Kapazitätserweiterung eingereicht. Mit dem Kampf gegen mehr Flugbewegungen steht Ratingen nicht alleine da. Denn insgesamt zehn Anrainergemeinden und mehrere Bügerinitiativen rund um den Flughafen haben sich ebenso gegen den Plan des Flughafens ausgesprochen.

Grundlage für den Erörterungstermin ist eine Synopse aus den Einwendungen und den dazu vom Flughafen erarbeiteten Entgegnungen. Diese Zusammenstellung umfasst fast 700 Seiten. Hinzu kommen in etwa gleichem Umfang die gutachterlichen Darlegungen. Neck betont: „Für die Einsprecher ist es ein großer Zeitaufwand, in der nach Sachargumenten geordneten Synopse zum eigenen Einspruch die zugehörige Meinungsäußerung des Flughafens zu finden und hinsichtlich ihrer Stichhaltigkeit zu überprüfen.“ Jeder Einwender hat im Erörterungstermin die Gelegenheit, seine möglicherweise ablehnende Meinung zu der Auffassung des Flughafens zur Sprache zu bringen und diese dann mit den Airport-Vertretern zu erörtern.