Träger der Dumeklemmer-Plakette Dieser Mann weiß ganz viel über Ratingen
Ratingen · In einer neuen Serie widmet sich die RP dem großen Stadtjubiläum (750 Jahre), das Ratingen im Jahr 2026 feiern wird. Im zweiten Beitrag geht es um den Heimatforscher Hans Müskens, der sich mit der Historie Ratingens befasst.
Auch in Ratingen gibt es Originale, die in ihrer Heimatstadt gern gesehen sind und fast schon zum Inventar gehören. Was macht denn eigentlich eine Stadt so besonders? Richtig, die Menschen, die in ihr leben und diese aktiv mitgestalten.
Einer ist Hans Müskens (86). So führt bei Ratingens Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg kein Weg an dem begeisterten Heimatforscher vorbei. Etliche Auszeichnungen beziehen sich auf seinen Namen, beispielsweise die Dumeklemmer-Plakette oder auch der Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Als langjähriger Gymnasiallehrer im Schulzentrum Lintorf hat er den Nachwuchs gefördert. Seine Spezialgebiete: Deutsch und Religion. Insbesondere die kirchliche Geschichte Ratingens fasziniert Müskens. „Meine Mutter war im Kirchenchor – dadurch bin ich früh Messdiener geworden“, sagt Müskens.
Wöchentlich assistierte er dem Priester bei Gottesdiensten in der Kirche St. Peter und Paul. Schon seit früher Jugend habe er eine große Bindung zu ebendieser besonderen Kirche gehabt. Als Kind bekam er mit, wie die Kirche am 22. März 1945 während des Zweiten Weltkriegs im hinteren Teil zwischen den Westtürmen nahezu vollkommen zerbombt wurde. Einzig der vordere Teil blieb intakt. Erst im Jahr 1948 sei diese wieder begehbar gewesen.
Seine heilige Kommunionsfeier erlebte Müskens ebenso in den wiederaufgebauten Ruinen von St. Peter und Paul. Dadurch wuchs ihm das Gotteshaus immer stärker ans Herz. Als er älter wird, beschäftigt ihn die religiöse Historie Ratingens. Er beginnt sich einzulesen und schreibt Artikel über die Reformations- und Kirchengeschichte. „Die Menschen hier haben mich immer angesprochen“.
Dank seines Umfelds sei es ihm möglich gewesen, sich für Dinge zu begeistern. Dabei sah sein beruflicher Werdegang anfangs anders aus. Zuerst beendet er eine Ausbildung zum Industriekaufmann.
Daraufhin holt er sein Abitur an einer Abendschule nach. „Irgendwann muss man mal erwachsen werden“, beschreibt Müskens die Situation. Um seiner Leidenschaft letztlich nachzukommen, studiert er Germanistik und Theologie an der Universität Bonn.
Doch der Weg führt zurück nach Ratingen. Hier lernt Müskens seine Frau Eva kennen, beginnt seine Arbeit als Lehrer in Lintorf und taucht tief in das gesellschaftliche Leben vor Ort ein.
Über seinen Stiefvater, der in einer großen Fabrik am Ostbahnhof arbeitete, kommt er mit der Ratinger Kultur in Kontakt. „Eigentlich war ich ein Vereinsmuffel“, scherzt Müskens. Doch sein Stiefvater belehrte ihn eines Besseren.
Müskens ist ein bekanntes Gesicht in Ratingen. Inzwischen gehört er vielen Heimat- und Kulturvereinen an. Zum Beispiel den Ratinger Jonges, von denen er im vergangenen Jahr die Dumeklemmer-Plakette überreicht bekam.
Den ersten Jahresbeitrag habe ein Freund von Müskens bezahlt, um ihn zu überzeugen, Teil des Heimatvereins zu werden. Zudem hat er bislang über 150 Texte für die Quecke, das jährliche Magazin der Lintorfer Heimatfreunde, geschrieben.
Darüber hinaus leitet er nach wie vor das Friedrich-Spee-Archiv in Kaiserswerth und das Kirchenarchiv von St. Peter und Paul. Selbst Kirchenführungen lässt sich der 86-jährige nicht nehmen, auch wenn er es nur noch bis in den ersten Stock schaffe. „Ab dann übernimmt meine Frau“, erzählt Müskens.
Die Begeisterung ist ihm anzusehen. Er strahlt bei dem Gedanken, Schüler in der Stadt herumzuführen. Er will den jüngeren Menschen bewusst machen, „wo sie leben und was vor ihnen schon da war“. Dem Heimatforscher haftet das Image des Allwissenden an, ob dies wirklich der Fall sei, behalte er für sich, sagt er schmunzelnd.
Für den 750. Geburtstag seiner Heimatstadt wünsche er sich eine ordentliche Feier. Ob er selbst eine Rolle beim Jubiläum spielen wird, „das lasse ich auf mich zukommen“, sagt Müskens.
In seinem Repertoire befinden sich Vorträge über die Glockenhistorie der St. Peter und Paul-Kirche – und Stadtführungen. Alles, was Ratingen beschäftigt, beschäftigt ihn. Mittlerweile muss er altersbedingt etwas kürzer treten, „man kann nicht auf allen Hochzeiten
tanzen“.