Richter wütend Gerichtsposse wegen Kneipenschlägerei
RATINGEN/WUPPERTAL · Vor anderthalb Jahren begonnen, war nun zur Urteilsverkündung keiner der vier Angeklagten gekommen.
Der Prozess gegen vier wegen einer Kneipenschlägerei angeklagte Männer ist längst zur Gerichtsposse geworden: Vor anderthalb Jahren begonnen, war nun zur Urteilsverkündung keiner der vier Angeklagten gekommen. Schon zum Prozessauftakt fehlte einer der Männer, ein 43-Jähriger aus Ratingen. Dann meldete sich der nächste krank, das Verfahren gegen ihn wurde mittlerweile abgetrennt.
Nun, am Tag der Urteilsverkündung, fehlte auch der dritte Angeklagte, ebenfalls aus Ratingen. Er sei krank, zum nächsten Termin im Januar will er genesen sein. Auch der vierte Angeklagte war zur Urteilsverkündung nicht gekommen, gegen ihn wurde ein Strafbefehl erlassen: sieben Monate Haft auf Bewährung.
Die Nerven lagen zwischenzeitlich blank bei den Prozessbeteiligten angesichts der Abläufe in diesem Verfahren. Im Sommer 2023, der Vorsitzende Richter hatte gerade den Saal betreten, war auch schon wieder Schluss.
Einer der vier wegen Körperverletzung angeklagten Männer „glänzte“ mit Abwesenheit: Der Ratinger hatte seinen Verteidiger ausrichten lassen, er müsse in der Türkei seine Mutter pflegen. Weil der Mann auch beim zweiten Prozesstermin nicht auftauchte, hatte der Vorsitzende Richter auch die anderen Prozessbeteiligten unverrichteter Dinge nach Hause geschickt.
Seither scheint der Ratinger vollends abgetaucht zu sein und wird mittels Haftbefehl gesucht, für die deutsche Justiz ist der 43-Jährige jedenfalls nicht greifbar. Beim dritten Versuch, die Sache endlich abzuschließen, fehlte der nächste Angeklagte: Durchfall, er sei unabkömmlich. Dann, vor ein paar Wochen, ein neuer Verhandlungstermin: Zum Durchfall waren nun auch noch Magenschmerzen und Übelkeit hinzugekommen.
Zwischenzeitlich hatte sich der Vorsitzende Richter schon zu dem Satz hinreißen lassen: „Mittlerweile bin ich soweit, dass ich alles verhafte, was sich bewegt.“ Er wolle die Sache endlich abschließen. Also wurde auch dieses Verfahren abgetrennt, auf der Anklagebank saßen anfangs immerhin zwei der vier Angeklagten.
Gemeinsam sollen die vier Männer eine Kneipe in Wuppertal aufgesucht haben in der Absicht, dort einen „Teo“ oder „Teomann“ zu finden. Der scheint nicht da gewesen zu sein, die Lage eskalierte dennoch. So hatten es Zeugen berichtet, die – zunächst unbeteiligt – in die Schlägerei verwickelt worden waren. Auch die Vernehmung ebenjener Zeugen war „holperig“ angelaufen, einige waren zur Verhandlung nicht gekommen und mussten von der Polizei vorgeführt werden.
Zum Tatablauf weiß man so viel: Einer der Kneipenbesucher war mit einem Schlagring derart wuchtig ins Gesicht geschlagen worden, dass er eine Gesichtsfraktur erlitten hatte. Nach der Operation musste das Opfer noch zwei Wochen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Der in der Türkei verschollene Angeklagte aus Ratingen soll derweil solange auf einen weiteren Zeugen eingeschlagen haben, bis der Mann zu Boden gefallen war. Daraufhin soll der 43-Jährige mit einem Messer mehrfach auf den Oberschenkel und den Unterarm des Mannes eingestochen haben. Ein weiterer Kneipenbesucher hatte eine Schnittverletzung am Oberschenkel erlitten, nachdem der Ratinger versucht hatte, auch auf ihn einzustechen. Ein Zeuge war mit dem Schlagring derart massiv auf den Hinterkopf geschlagen worden, dass er bewusstlos zu Boden fiel.
Dort soll er einen weiteren Schlag ins Gesicht bekommen und eine Platzwunde sowie eine Nasenbeinfraktur davongetragen haben.