Letzter Blick ins alte Rathaus

Mit Horst Künster, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, macht die WZ einen letzten Rundgang durch das Gebäude, das Ende Januar abgerissen werden soll.

Ratingen. Alles raus, alles zu: Das Rathaus liegt in diesen Tagen wie eine Trutzburg an der Minoritenstraße — abweisend, verschlossen. Nur noch ein Mann hat den Schlüssel: Horst Künster, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement. In den ersten Januartagen wird er ihn an die Abbruchfirma übergeben. Die ist dann noch für eine beschränkte Zeit Hausherr und hat das Sagen. Die WZ begleitete Künster bei seinem letzten Rundgang.

Seit einigen Tagen liegt das sechsstöckige Haus völlig im Dunkeln: Der Strom ist schon abgeschaltet, die Wasserversorgung ebenfalls, die Heizung stillgelegt. Nachts patrouilliert ein Sicherheitsdienst — „reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt Künster, den in den letzten Stunden, die das Rathaus noch öffentlich zugänglich war, doch so etwas wie leise Wehmut befiel.

Zugleich war er aber auch erleichtert darüber, dass der große Umzugsmarathon insgesamt reibungslos geklappt hat. Mehr als 400 Verwaltungsmitarbeiter— ungefähr 300 allein im Hauptgebäude — mussten einpacken und umziehen — zum Stadionring, ins Medienzentrum, an die Lintorfer Straße, in die ehemalige Martinschule, zum Eutelisplatz.

Alles, was nicht dem Abbruch und der Entsorgung zum Opfer fallen soll, musste herausgeschafft werden. „Was noch verwendet werden kann oder verwertbar ist, wird natürlich gesichert“, betont Künster. So sind Teile der Kücheneinrichtung in der Rathauskantine an soziale Einrichtungen und Ogatas gegeben worden, ebenso das ganze Geschirr und Besteck. Das Sozialamt habe angefragt, ob aus den zentimeterdicken, massiven Handläufen aus Holz nicht Regale gebaut werden könnten. Künster: „Der Aufwand wäre zu hoch.“

Die Klimageräte aus den Büros an der Südseite und vom Bürgermeister wurden aber ausgebaut und im Foyer zwischengelagert. „Wir haben auch noch Akten gefunden“, zeigt Künster auf ein Regal, das zum Abtransport bereitsteht. „Es sind aber nicht die allerjüngsten.“

In der Kantine bilden die Spülmaschine, alte Gefrierschränke und ein abgerissener Spülstein ein tristes Ensemble. Ein beißender Mief liegt in der Luft, an einer Wand hängt noch ein alter Speiseplan, auf einem Teller liegen noch Zuckertütchen für den Kaffee.

Bis zur Übergabe an das Abbruchunternehmen sollen auch noch Versorgungsleitungen ausgebaut werden. Ende Januar wird es dann richtig Ernst. „Als Erstes wird die Decke der Tiefgarage eingerissen, damit die tonnenschweren Abbruchbagger einen standfesten Untergrund haben“, sagt Künster. Dann werde zunächst „alles Glas“ ausgebaut und andere Wertstoffe. Die schadstoffbelasteten Teile würden „kleinteilig“ herausgeholt. Dann schlägt die Stunde der Abrissbagger.