Die Nummer gegen den Müll
Hunderte Anrufe und Mails gehen im Jahr bei der Beschwerdestelle der Stadt ein. Oft geht es um Unrat, manchmal aber auch um zu wenig Schaschliksoße auf Pommes frites.
Ratingen. Auf der Hitliste der Ärgernisse stehen sie ganz oben: überquellende Papierkörbe, hochstehende Gehwegplatten, tiefe Schlaglöcher, lose Gullydeckel, falsch geparkte Autos und defekte Straßenlaternen. Im Sommer kommen oft grillende Nachbarn, im Winter nicht geräumte Wege dazu. Und wilde Müllablagen sind immer dabei.
Derlei Beschwerden sind für Andrea Stichmann mittlerweile Routine. Sie hat immer ein offenes Ohr, ist manchmal auch Blitzableiter und Telefonseelsorge. Gut 100 Anrufe gehen im Jahr bei der Beschwerdestelle der Stadt ein, dazu kommen noch etwa 350 Mails und rund 30 Postkarten mit Beschwerden oder Mängelhinweisen.
„Oft können wir direkt helfen, eine Frage beantworten oder mit der zuständigen Abteilung verbinden“, sagt Stichmann. Gemeinsam mit Abteilungsleiter André Dietze ist sie auch erste Anlaufstelle für Meckerer und Nörgler.
Manchmal ist Stichmann nicht nur macht-, sondern auch sprachlos angesichts der „Anregungen“ aus der Bürgerschaft. „Einmal meldete sich eine Frau, die ihren Ring im Grünen See verloren hatte. Um ihn wiederzubekommen, sollte die Stadt den See abpumpen lassen“, erinnert sich Stichmann. Ein anderer Anrufer habe sich über „zu wenig Schaschliksoße auf den Pommes“ beschwert. Wieder ein anderer wollte einen Tipp für die Seniorenratswahl.
In der Regel seien die in Anrufen oder Mails geschilderten Probleme aber lösbar und konkret. Stichmann: „Wenn eine Straßenlampe defekt ist oder ein großes Schlagloch auftritt, leiten wir das gleich an die Stadtwerke oder ans Tiefbauamt weiter. Von dort kommt dann auch die Rückmeldung, wenn die Sache erledigt ist.“ Eine solche Antwort sei immer wichtig, damit die Bürger wissen, dass man sich um ihre Anliegen auch kümmere.
Die meisten Anrufer seien nett und höflich, es gebe aber auch Aufgeregte und Choleriker. „Aber die kommen dann schnell runter“, sagt Stichmann, die auch schon mal 20 Minuten „Telefonseelsorge“ leisten musste. Weniger angenehm seien anonyme Anrufer, die Nachbarn anschwärzen — etwa wenn Hecken oder Sträucher geschnitten werden müssen.
Anstrengend seien auch „Stammkunden“ — zumeist Rentner, die die Kennzeichen falsch parkender Autos melden und auch genau wissen, wo und wie lang ein Wohnmobil abgestellt ist.
Natürlich gibt es immer wieder Momente zum Schmunzeln: So schrieben vor einem Jahr Justus (6) und seine Schwester Antonia (3) einen Brief ans Bürgermeisterbüro, in dem sie sich — orthographisch nicht ganz korrekt — über die Schließung der Eissporthalle beschwerten:
„Ich mochte das di Eishale wida aufmart. Di Laufschule fon den Aliens ist tol.“ Vor wenigen Tagen ging ein Dankschreiben der beiden ein, dass die Halle saniert wurde. Die Kinder erhielten darauf postwendend einen Antwortbrief vom Bürgermeister samt einigen Aufklebern.