Musikfestival: In zehn Kneipen abgerockt
Beim siebten Festival platzten viele Lokale aus allen Nähten. Musikalisch war für jeden Geschmack etwas dabei.
Ratingen. „Bringt uns guten Wein her, bringt uns guten Wein“, tönt es — wie passend — aus dem „Weinparlament“ an der Wallstraße. Trotz des Textes sind die Klänge eher ungewohnt: Hier spielen „Sangesfolk“ auf, die am Samstagabend das 7. Ratinger Kneipenmusik-Festival mit ihrer unverwechselbaren Performance eröffneten. Ob sie nun im Bereich der Mittelaltermusik, des Folk oder doch eher weltmusikalisch angesiedelt sind — die Musiker legen sich da nicht fest. Vom handfesten Trinklied über alte Rundtänze bis zu deutlich sanfteren Klängen haben sie alles im Programm. Besucherin Manja Winter: „Auf alle Fälle ist es handgemachte Musik und mal etwas ganz anderes!“
In zehn Kneipen fand das diesjährige Festival statt, und von Latin über Hardrock bis hin zu Folk war für wirklich jeden Geschmack etwas dabei — sofern die Gäste es bis in die Location schafften. Im „Toms on the Rocks“ gaben Granufunk Klassiker von Cool and the Gang bis hin zu James Brown zum Besten. Und da hieß es schon kurz nach Beginn: Wegen Überfüllung geschlossen. Martin Oberweiher: „Ich hab’s gerade probiert: Da kriegste nicht mal mehr einen Stehplatz!“ Draußen stauten sich die Besucher, die rein wollten, drinnen ging im-Takt-klatschen nur bedingt, weil einfach der Platz fehlte, was der guten Stimmung keinen Abbruch tat. „Tanzen kann man zwar nicht wie versprochen“, meinte Ulla Sungart gelassen, „aber die Musik ist toll.“
Für die Gäste galt: Einmal zahlen, alles sehen. Mit Armbändchen ausgestattet, konnten sie an sämtlichen Veranstaltungen teilnehmen. Und so entwickelte sich bald ein reger Kneipentourismus, und fast überall traf man auf bekannte Gesichter.
So auch im „Oleander“, wo der Boogie-Man Thomas Nowak aufspielte. Von fetzigem Rock’n'Roll bis zu kuschelweichem Blues reicht sein Repertoire, und die Zuschauer hielt es kaum auf den Plätzen, falls sie denn einen Sitzplatz ergattern konnten. „Ganz toll, das ist noch Musik“, sagte Martin Klinkmüller. „Das hat doch einfach einen ganz anderen Ausdruck, als diese weichgespülten Stücke, die heutigen Stars oder Pseudostars so produzieren.“
Generell fiel auf: Rock'n'Roll lebt. Mehr die Hälfte der teilnehmenden Bands spielten Rock, Rock’n’ Roll oder Hardrock, die anderen Musikrichtungen waren eher vereinzelt vertreten. Glück hatte das Publikum natürlich auch mit dem Wetter: Nach einem durchwachsenen Tag war es abends trocken, so dass viele Zuschauer auch von draußen den Klängen der Bands lauschen konnten, wenn drinnen mal wieder gar nichts ging. Besucher Görkhan Özdemir: „Wo hätten sie die bei Regen alle unterbringen wollen? In die Kneipen hätte nicht mal mehr eine Maus reingepaßt. Aber egal — es war ein toller Abend.“