Post mutet Kunden längere Wege zu
Einige Bewohner der Innenstadt können Pakete nicht mehr wie bisher an der Poststraße abholen, sondern müssen nach Tiefenbroich fahren.
Ratingen. Die Deutsche Post DHL verspricht einen deutlich verbesserten Service, doch für einige Kunden im Bereich Ratingen Mitte wird das neu installierte Angebot zur zeitaufwendigen Reise. Denn für manchen Bewohner der Stadtmitte ist es nicht mehr möglich, wie bisher Pakete in der stark frequentierten Filiale an der Poststraße abzuholen. Sie müssen stattdessen nach Tiefenbroich.
Dort gibt es eine weitere Anlaufstelle an der Daniel-Goldbach-Straße. Die Folge sind Härtefälle. Dies bestätigt auch Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post DHL für diese Region. In einem Fall hatte eine Kundin an der Friedhofstraße eine Benachrichtigung bekommen, dass sie ihr Paket in Tiefenbroich abholen muss. Die Ratingerin wollte dies erst kaum glauben. Das Problem: Sie hat kein Auto, die Busverbindung ist schlecht. Deshalb müsste sie eigentlich sogar Urlaub nehmen, um das Paket abzuholen.
Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post DHL
Hintergrund der Maßnahme ist das Ziel der Deutschen Post DHL, das Netz der Abholstellen engmaschiger zu fassen. Doch dies muss nicht unbedingt bedeuten, dass sich der Service für jeden verbessert. Neben den Anlaufstellen Poststraße, Dieselstraße (Ratingen West) und Im Kreuzfeld (Lintorf) gibt es nun also eine vierte Station, in der man seine Pakete abholen kann. Dadurch hat sich aber auch der Zustellservice geändert. Folge: Auf den Benachrichtigungskarten wird jetzt häufiger die Anlaufstelle an der Daniel-Goldbach-Straße stehen.
Kritiker dieses Systems vermuten, dass die Post die Filiale an der Poststraße entlasten will. Denn dort kommt es tagsüber immer wieder zu langen Schlangen vor den einzelnen Schaltern. „Manchmal ist die Filiale auch einfach geschlossen, und dann stehen wir da“, sagt ein Kunde.
Ähnliches hatte sich wie berichtet in Lintorf ereignet, als ein hoher Krankenstand die Schließung der Filiale offenbar unvermeidlich machte. Bei der Post sah man sich jedenfalls nicht in der Lage, Ersatz-Personal zu stellen.
Ernzer betont, dass er Verständnis für den Unmut der Kunden habe, die am Rande des Zentrums wohnen und jetzt nach Tiefenbroich geschickt werden. „Insgesamt glauben wir aber, dass sich der Service verbessern wird“, erklärt der Sprecher der Deutschen Post DHL. Zudem gebe es die Möglichkeit, im Internet die Zustellung eines Paketes selbst zu steuern. „Unter paket.de kann man sich als Kunde anmelden und angeben, wann man zuhause ist und wann nicht. Man kann auch angeben, an welche Person das Paket bei eigener Abwesenheit geschickt werden soll.“ Ernzer legt den Kunden diesen Service besonders ans Herz.
Die neue Filiale an der Daniel-Goldbach-Straße in Tiefenbroich ist in einem Schreibwaren-Geschäft untergebracht. Manche Kunden, die jahrzehntelang den Service an der Poststraße in Anspruch genommen haben (darunter viele Senioren), müssen sich nun umstellen. Das kostet Zeit — und vor allem Nerven, wie der Fall der Anwohnerin von der Friedhofstraße zeigt.