Stadt stoppt die geplante Deponie

Ratingen hat das umstrittene Gelände in Breitscheid gekauft. Vor Ort ist die Freude groß, dass die Erweiterung damit vom Tisch ist.

Stadt stoppt die geplante Deponie
Foto: Achim Blazy

Ratingen. In seiner Neujahrsansprache erwähnte Bürgermeister Klaus Konrad Pesch diesen Deal nur kurz: Die Stadt hat das umstrittene Deponie-Gelände in Breitscheid gekauft. Damit ist die von Bürgern, Politik, Kreis und Stadt abgelehnte Erweiterung endgültig vom Tisch. Pesch zeigt sich erleichtert darüber, dass die Angelegenheit bis zum Ende unter Verschluss gehalten werden konnte. Vor Ort ist die Freude groß. Die Bezirksregierung wird sich nun einen anderen Standort suchen müssen. Problematisch bleibt die Alt-Deponie zwischen Waldseesiedlung und A 52 wegen des Sickerwassers ohnehin.

In der ehemaligen Tongrube Nelskamp (Muscheid) wollte die Firma Remineral eine Deponie der Klasse II anlegen. Nach der Deponieverordnung gibt es fünf Deponieklassen (DK). Eine Deponie der DK II ist „für nicht gefährliche Abfälle (mit höherem organischem Anteil)“ vorgesehen. In die Klasse fallen auch die ehemaligen „wilden“ Hausmüllkippen. DK III gilt bereits für „gefährliche Abfälle“.

Grundlagen für das Ansinnen des Betreibers waren der Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1982 und der derzeit noch gültige Gebietsentwicklungsplan (GEP) von 1999: Dort ist das Areal für Ablagerungen beziehungsweise für eine Deponie vorgesehen. Im Landschaftsplan des Kreises Mettmann sind dort allerdings Landschafts- und Naturschutz eingetragen.

Deshalb versuchte man zuletzt, den Standort aus der neuen Regionalplanung herauszubekommen. Die Federführung lag beim Regionalrat mit Ewald Vielhaus, CDU-Fraktionschef in Ratingen. Die CDU-Fraktion im Regionalrat Düsseldorf unterstützte das Anliegen der Stadt Ratingen, den Deponiestandort Breitscheid III aufzugeben.

Seit der Aufgabe des Tonabbaus vor etwa 25 Jahren habe sich die Natur schließlich die Grube zurückerobert und wertvolle Biotope gebildet, die es unter allen Umständen zu bewahren gelte, so Vielhaus. Alle Fraktionen zogen an einem Strang, ebenso wie die Bürgerschaft Breitscheid. Sie wies auch immer wieder auf die Gefahren durch die seit über 25 Jahren nicht sanierte Altdeponie am Rande eines Trinkwasserschutzgebietes hin. Die Stadtverwaltung hatte sogar ein Gutachten in Auftrag gegeben, das klar zum Schluss kam, dass in dieser Region auch ohne einen weiteren Standort in Breitscheid in den nächsten mehr als 16 Jahren ausreichende Deponiekapazitäten vorhanden seien.

Doch die Bezirksregierung blieb stur und widersprach der Expertise: Erzeugern großer Mengen mineralischer Abfälle müssten neue Deponierungsmöglichkeiten eröffnet werden. Schließlich stünden diesen Firmen externe und langfristig gesicherte Entsorgungswege nur in begrenztem Umfang zur Verfügung.

Nun ist die Freude über die Vorgehensweise der Verwaltung direkt vor Ort sehr groß. „Wir begrüßen diese Vorgehensweise ausdrücklich, denn als neuer Eigentümer kann die Stadt verhindern, dass auf diesem Gelände eine Mülldeponie entsteht“, so Oliver Thrun, CDU-Vorsitzender Lintorf/Breitscheid und Ratsherr für die angrenzende Waldseesiedlung. „Die Arbeit und der Einsatz von Jörg Maaßhoff gegen die Pläne der Bezirksregierung haben sich damit vollauf bezahlt gemacht“ so Thrun weiter. Maaßhoff, CDU-Ratsherr aus Breitscheid und Vorsitzender der Bezirksausschusses, ergänzt: „Mit dieser Vorgehensweise geht die Stadtverwaltung beispielhaft im Sinne der Bürgerinteressen vor und schützt die Anwohner vor den unabschätzbaren Folgen einer weiteren Deponie“. Man sei gespannt, wie die Stadt das Gelände nun entwickelt.