Textilfabrik Cromford bietet Kurs für Modemacher von morgen
In der Textilfabrik Cromford haben Jugendliche Kleider auf Papier entworfen.
Ratingen. Die Herbstsonne scheint durch die Fenster und beleuchtet weiße Bogen Papier, auf denen Strich für Strich Modeskizzen entstehen. In dem kreativen Chaos aus Buntstiften, Wasserfarben und Designvorlagen herrscht konzentriertes Schweigen, während die Köpfe elf junger Hobbykünstlerinnen über ihren Zeichnungen gebeugt sind.
Sie sind Teilnehmerinnen des Workshops „Modezeichnen“, der am Donnerstag im Herrenhaus der Textilfabrik Cromford des LVR-Industriemuseums stattgefunden hat. Anlässlich der aktuellen Ausstellung „Glanz und Grauen — Mode im Dritten Reich“ hatte Kuratorin Nathalie Dimic (32) die Idee, das Thema Mode und Modezeichnen auch praktisch in einem Kurs für Jugendliche zu vermitteln.
„In der Ausstellung werden Originalkostüme und Modezeichnungen der 1930er- und 1940er-Jahre gezeigt“, sagt Dimic, die den Workshop leitet. „Hier kann ich den Mädchen gleich zeigen, wie Entwürfe und die entsprechenden Kleider dazu aussehen.“
Die 14-jährige Judith Rapp hat bereits erste praktische Erfahrungen mit Mode gemacht. Seit zwei Jahren näht sie Taschen und Kleider anhand von Schnittmustern. „Im Kurs möchte ich lernen, wie man auf Ideen kommt und die Vorlagen dann selber macht“, sagt sie. „Das Zeichnen ist noch ein bisschen kompliziert, aber es gibt kein Richtig oder Falsch. Man kann seiner Fantasie einfach freien Lauf lassen.“
Die meisten Mädchen zeichnen Modeentwürfe in sogenannte „Topmodel“-Blöcke, die vorgedruckte Figuren von Männern, Frauen und Hunden zeigen. Im Workshop lernen sie aber auch, den Körper zu ihren Entwürfen zu zeichnen.
Dimic vermittelt neben Kenntnissen über die Proportionen des menschlichen Körpers weitere Besonderheiten des Handwerks. Dazu gehört, wie mit Hilfe von Stiften, Aquarellfarben, Kreide und Collagetechnik verschiedene Materialien zeichnerisch dargestellt werden können.
Auch Marie Hyrenbach zeichnet in ihrer Freizeit gerne Mode. „Ich mag den Stil der 60er und 70er. Am liebsten zeichne ich Kleider“, sagt die 14-Jährige. „Ich finde vor allem die Kleider von Karl Lagerfeld toll.“ Die Welt der Stoffe scheint es ihr angetan zu haben — Marie sieht dort sogar ihre Zukunft: „Ich überlege, Modedesignerin zu werden.“
Während die Mädchen im Kurs an ihren Entwürfen feilen, stehen in der Textilfabrik originalgetreu nachgebaute Maschinen aus dem 18. Jahrhundert, mit denen damals Baumwolle zu Garn gesponnen wurde. Ein paar Schritte weiter im Herrenhaus üben sich die Teilnehmerinnen derweil im kreativen Prozess, der Garn in Mode verwandelt. Und die Sonne beleuchtete die ersten Skizzen der einen oder anderen Modemacherin von morgen.