Ungleichmäßiger Ansturm auf Schulen bringt Sieger und Verlierer

Während einige Grundschulen einen Ansturm erleben und Kinder abweisen müssen, gibt es in anderen wenig Anmeldungen.

Ratingen. Seitdem die Einteilung des Stadtgebietes in Schulbezirke aufgehoben wurde, sieht man nicht nur in der Schulverwaltung, sondern vor allem in den Ratinger Grundschulen der Auszählung der Anmeldezahlen fürs nächste Schuljahr mit gemischten Gefühlen entgegen.

Denn trotz aller Schulentwicklungsplanung gibt es immer wieder Überraschungen durch die große Unbekannte in der ganzen Rechnung: der unberechenbare Elternwille. Er entscheidet oft, welche Grundschule zum Gewinner oder Verlierer wird.

Während es in anderen Städten wegen der zurückgehenden Schülerzahlen fast nur noch Verlierer gibt, kann die Ratinger Schulverwaltung zumindest beim Schuljahr 2012/13 mit stabilen Zahlen kalkulieren: Bisher wurden 817 Kinder an den städtischen Grundschulen angemeldet. Dabei geht der Trend langfristig nach unten. 2013/14 könnte die 800er-Marke bereits unterschritten werden.

Dennoch ist bei den Ratinger Grundschulen nicht alles im grünen Bereich. Manche platzen angesichts der Anmeldungen aus allen Nähten und müssen sogar Schüler abweisen, andere wiederum haben zu wenig Erstklässler, um ihre bisherige Zügigkeit fortführen zu können. Maßstab ist dabei die Regelung, wonach mindestens 18 und höchsten 30 Schüler eine Klasse bilden dürfen.

Nach dem aktuellen Stand wollen jeweils 64 Kinder zur Anne-Frank- und zur Astrid-Lindgren-Schule, die beide jedoch nur zweizügig sein dürfen. Vier künftige Erstklässler müssen dort abgewiesen und zwei große Eingangsklassen mit jeweils 30 Schülern gebildet werden.

Eine Dreizügigkeit, wie sie etwa die Eduard-Dietrich-Schule mit ebenfalls 64 Anmeldungen hat, lässt sich nicht realisieren. „Wir hätten dann dort ein unlösbares Raumproblem“, sagt Johannes Kraft, Leiter des Schulverwaltungsamtes. Das beträfe dann nicht nur die Unterrichtsräume, sondern auch die Plätze in der Übermittagbetreuung und in der Ogata.

Abweisen muss übrigens auch die Gebrüder-Grimm-Schule, die mit 94 Anmeldungen einen wahren Ansturm erlebt hat. 90 Kinder dürfen in den drei Eingangsklassen aber nur aufgenommen werden.

Von solchen Zahlen träumen andere Schulen. Die Erich-Kästner-Schule, bislang immer dreizügig, darf mit 47 Anmeldungen nur zwei Klassen bilden. Krafts Fazit: „Die Erich-Kästner-Schule ist diesmal der absolute Verlierer, die Gebrüder-Grimm-Schule der Gewinner.“

Es geht aber noch kleiner: Die Suitbertussschule darf mit 34 Erstklässlern nur eine Klasse (bisher zwei) bilden. Neben dem Elternwille spielt auch die demografische Entwicklung in den Stadtteilen eine Rolle.

In Breitscheid muss die Matthias-Claudius-Schule Federn lassen und verfehlt ihre bisherige Zweizügigkeit bei weitem: Mit 26 Anmeldungen gibt es nur eine Klasse. Und auch die Paul-Maar-Schule in Tiefenbroich, ein Zusammenschluss der katholischen Martin-Schule mit der Tersteegen-Schule, kann mit 44 Anmeldungen zwei 22er-Klassen an den Schulstart gehen — Tendenz fallend. Sie startet mit 29 Erstklässlern ins neue Schuljahr.

Neben demografischen Faktoren spiele aber auch oft die Mundpropaganda der Eltern untereinander eine Rolle, welche Schule gerade im Trend liegt. Kraft: „So etwas kann eine Schule auch kaputt machen.“