Als Handlungsreisen Abenteuer waren
Die Ausstellung „Von Velbert in die Welt“ im Schloss- und Beschlägemuseum erzählt von den Mühen der ersten Exportreisen.
Velbert. In den 20er Jahren waren Velberts Schlösser Exportschlager. Und das nicht nur wegen ihrer guten Qualität. Die Hersteller waren fast dazu gezwungen, ihre Waren in fernen Ländern zu vertreiben, denn ein Schloss ist ein robustes Produkt, das kaum verschleißt — so ist der regionale Markt schnell gesättigt. Deshalb zogen zwischen den Weltkriegen viele Unternehmer „von Velbert in die Welt“. Was das bedeutete, zeigt derzeit das Schloss- und Beschlägemuseum in einer sehenswerten Ausstellung mit diesem Titel.
„So eine Handelsreise war damals ein richtiges Abenteuer“, weiß Museumsleiter Ulrich Morgenroth. Wo in der digitalen Welt Daten in Sekundenschnelle über den Globus geschickt und Meetings per Skype abgehalten werden, war damals die internationale Vermarktung noch eine Herausforderung, die den persönlichen Kontakt nötig machte. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Geschichte der Firma Peter Metz mit ihrem Handlungsreisenden Hermann Homann. Die 1862 gegründete Schloss- und Metallwarenfabrik war auf die Produktion von Möbelschlössern spezialisiert. Homann machte sich mit einem schweren Musterkoffer voller Schlossproben in Länder wie Polen, Lettland, Finnland oder Ägypten auf. Unruhen, Inflation, klimatische Bedingungen — die Handelsvertreter erlebten alles hautnah mit. Eine komplett neue Erfahrung. Morgenroth erinnert: „Damals war Reisen noch der Oberschicht vorbehalten. Richtigen Tourismus gab es noch nicht.“
Durch die Reisepässe und Postkarten, die an der Oststraße gezeigt werden, lässt sich der Weg von Hermann Homann nachvollziehen. Die Ausstellung befasst sich mit einer schwierig zu erzählenden Geschichte. Doch Muesumsvolontärin Jana Moers, die die Ausstellung federführend zusammengestellt hat, verstand es, das kaum erforschte Material interessant aufzuarbeiten. Im Zentrum der Ausstellung steht ein Film, der hinter einem Zugwaggon-Aufsteller zu sehen ist. Das 34 Minuten lange Werk, das mit der Unterstützung von Museumsmitarbeiter Reiner De Bruyckere entstand, ist auch für 9,80 Euro als DVD im Museum zu kaufen.
Morgenroth freut sich, dass die Ausstellung endlich realisiert werden konnte. Er berichtet: „Die Idee hat bei uns zehn Jahre in der Schublade gelegen.“ Zum Glück habe man den Stoff jetzt für die Nachwelt aufarbeiten können, denn: „Das ist ein Thema, das kurz davor steht, vergessen zu werden.“ Nur weil der Sohn Hermann Homanns die Reisepässe seines Vaters ins Museum brachte, ist die Werkschau überhaupt erst entstanden. Mit dem nächsten Generationswechsel geht das Wissen um diese spannende Aufbruchsphase womöglich verloren.