Ans andere Ende der Welt
Anna Tertel lebt und studiert sieben Monate lang in Neuseeland. Noch bevor das Studentenleben für sie an der Massey University in Wellington begann, streifte die Kommunikationsdesign-Studentin, teilweise von ihrem Freund begleitet, über die Inseln, lernte Land und Leute kennen.
Wülfrath. Anna Tertel überlegt nicht lange, wenn sie gefragt wird, was ihr am anderen Ende der Welt neben Familie und Freunden am meisten fehlt: deutsches Brot. "Egal welches Brot ich hier kaufe, man kann es bis auf wenige Zentimeter zusammendrücken", sagt die 23-jährige Wülfratherin, die seit Ende vergangenen Jahres in Neuseeland lebt und studiert.
Noch bevor das Studentenleben für sie an der Massey University in Wellington begann, streifte die Kommunikationsdesign-Studentin, teilweise von ihrem Freund begleitet, über die Inseln, lernte Land und Leute kennen. "Den ersten Monat war ich alleine mit dem Bus unterwegs", so Tertel, "aber als mein Freund dann kam, haben wir uns ein Auto gekauft. Das war billiger."
Gemeinsam umrundeten die beiden die Südinsel, genossen die atemberaubende Flora und Fauna, sonnten sich an den Stränden und besichtigten Orte und Sehenswürdigkeiten. Abends wurde gekocht und "natürlich auch die eine oder andere Flasche Wein getrunken, da man so viele interessante Geschichten von Menschen aus aller Welt zu hören bekam."
Mittlerweile ist die Wülfratherin - in ihrer Heimatstadt durch verschiedene Bands wie "Four Seasons" oder "The Dingleberries" bekannt - in der Hauptstadt Wellington angekommen und studiert. Nach wochenlangem Reisen genießt sie es, nun wieder ihre eigenen vier Wände zu haben "und nicht mehr aus dem Rucksack leben zu müssen."
Doch auch im Studentenwohnheim bleiben Abenteuer nicht aus: "Wir hatten einen Polizeieinsatz mit Scharfschützen und Hundestaffeln rund um das Wohnheim", berichtet sie und ergänzt erleichtert: "Wir sind zum Glück alle mit einem Schrecken davon gekommen."
Im Juli kehrt die 23-Jährige nach Wülfrath zurück und wird einen Haufen Erinnerungen, Fotos und Geschichten im Gepäck haben. Genauso wie ihre Eltern vor einigen Jahren: "Sie haben in Neuseeland Freunde besucht, die dorthin ausgewandert waren", so Anna Tertel. "Durch ihre Erzählungen, die ganzen Fotos und ihre gesammelten Eindrücke fing ich insgeheim an, von dem Land zu schwärmen."
Aus der Schwärmerei wurde Realität. "Plötzlich war ich mittendrin." Die Zeit für ein Auslandssemester bot sich nach dem Vordiplom an, also machte sie Nägel mit Köpfen. Auch wenn sich Anna Tertel mit dem Schritt nach Neuseeland einen Traum erfüllt hat, für immer möchte sie nicht am anderen Ende der Welt bleiben: "Ich möchte nicht ständig so weit weg von Familie und Freunden sein."
Wie sehr die Familie einem fehlt, ist Tertel natürlich besonders an Geburtstagen oder Weihnachten bewusst geworden. Doch auch wenn sie Heiligabend ohne ihre Eltern verbringen musste, wurde es für die Wülfratherin doch noch ein "deutsches" Fest: "Ich habe bei den Freunden meiner Eltern gefeiert", sagt sie und ergänzt: "Allerdings war es schon komisch, mit kurzer Hose vor dem Tannenbaum zu stehen."