Begeistertes Publikum in Adventskammer
Ein begeistertes Publikum, zwei Zugaben und ein rundum glücklicher Chor in der evangelischen Stadtkirche.
Wülfrath. Ein modernes Weihnachtsoratorium erlebten die Zuhörer in der evangelischen Stadtkirche Wülfrath und wie immer, wenn Kantor Thomas Gerhold ein musikalisches Angebot macht, ist die Stadtkirche proppenvoll. Hatte Thomas Gerhold in den letzten Jahren mit seinen regionalen Weihnachten, bestens in Erinnerung ist die Alpenländische Weihnacht 2016, entzückt, so überraschte er dieses Mal mit „Stella Natalis“ von Sir Karl Jenkins, einem international berühmten Musiker und Komponisten aus Wales.
Nur bedingt orientiert sich dieses abwechslungsreiche Opus an der christlichen Vorlage, es erzählt wohl von der Geburt Jesu, schildert aber auch Weltliches. Das „Celebro“ beginnt schwungvoll, die Trompete, prächtig geblasen von Radion Dubirnyi, nimmt die Motive aus dem Chorsatz auf, ein festliches Gloria füllt den Kirchenraum. Love can be ev’rywhere — hier strahlte die Musik in warmen Tönen. Auch der 2. Satz „Lullay“ gefiel durch seine sanften Melodien, ein Wiegenlied, das mit seinen Harmoniewechseln aber volle Konzentration forderte.
Gar köstlich kam „Wintertide“ daher. Die schnell zu singenden Texte und die programmatische Musik ließen den Winter mit Frost, Schlittenfahrten, Eiszapfen nachempfinden und der Chor zitterte und bibberte mit den Tönen wie die Gäste draußen auf dem Herzog-Wilhelm-Markt.
Das Kammerorchester Essen und Veith Kloeters (Percussion) begleiteten den Chor und setzten besondere Akzente. Die Einleitung zum Lied „Sleep child of winter“ packte das Kind förmlich in warme Watte. Wird Weihnachten bei uns doch eher besinnlich begangen, ging es auf den britischen Inseln von je her etwas derber zu: „Make we merry“ geriet fast zur Persiflage: Christmas, falafala und die bewusst quietschigen Töne im Solosopran ließen Heftiges von den Gebräuchen ahnen.
Wie ein stilles Gebet erklang der Satz „Laudamus te“, der in seiner Innigkeit besonders gefiel. Hier ruhte selbst die Trompete. Streicher gezupft, Percussion, ein eindringliches staccato im Chor — dem Universum wurde gehuldigt in seiner unfassbaren Größe und Erhabenheit.
„Hebe deine Augen auf“, dieses Engelsterzett zum Dahinschmelzen von Mendelssohn-Bartholdy nach dem 121. Psalm, war auch von Jenkins einem Gebet nahe. Die wunderbaren tiefen Streicher und ein Dirigent, der seinen Chor auf so unterschiedliche Stimmungen exzellent vorbereitet hatte, überzeugten. Starke Rhythmen, ständige Wechsel zwischen Stimmen und Orchester und die glänzende Trompete — eindringlich, flehend erklang das „Dona nobis pacem“ in bedrückender Aktualität, gib uns Frieden!
Rezitationen von Diakon Anhut mit seiner sonoren Stimme hatten zwischen den Sätzen den geistlichen Bezug untermauert. Am Ende des Abends unterhielt er mit einer witzigen Weihnachtsgeschichte über Tante Tillas Kochkünste. Der unvergessenen Dorothea Walda wurde gedacht und Kantor Thomas Gerhold konnte seinen prachtvollen Bariton einsetzen: Transeamus usque Bethlehem. Mit einem Gebet beendete Pfarrer Rudolf Kriegmann diesen sehr schönen Abend. Ein begeistertes Publikum, zwei Zugaben und ein rundum glücklicher Chor . Besser geht’s nicht.