„Der TV Ratingen lässt sich nicht zwischen Tür und Angel führen“

Silvia Glander heißt die neue Vorsitzende des TV Ratingen. Die 64-Jährige will mehr Kooperation zwischen den Klubs.

Ratingen. Nach der Ära Horst Becker, der 27 Jahre den Verein führte, und dem Kurzauftritt von Bernd Streckmann führt nun mit Silvia Glander erstmals eine Frau Ratingens größten Sportverein, den TVR. Die WZ sprach mit der neuen Vorsitzenden über ihre Ziele und Aufgaben im Verein.

WZ: Wie geht es dem Verein finanziell?

Silvia Glander: Wichtig ist, dass wir keine rote Zahlen schreiben. Und das haben wir bisher immer geschafft. Unser Etat geht von den Einnahmen der Mitgliedsbeiträge aus, die bei etwa 1,5 Millionen Euro liegen. Zwar haben wir auch Verbindlichkeiten, aber dem stehen Immobilienwerte in Höhe von rund 3,3 Millionen Euro gegenüber.

Glander: Jeder Euro, den wir als Überschuss haben, wird der Rücklagenkasse zugeführt. Derzeit bauen wir den Anbau der Turnhalle und zur Geschäftsstelle um. Dafür gehen Hunderttausende drauf. Auch für die Instandhaltung unserer Fitnessstudios müssen wir finanziell flexibel sein. So werden in diesem Jahr für unser Studio in Ratingen-Ost allein 30000 Euro benötigt.

Glander: Ich war schon immer der Meinung, dass sich Breiten- und Leistungssport gegenseitig bedingen. Deshalb werde ich nie sagen, dass es bei uns keinen Platz für den Leistungssport gibt. Aber uns sind natürlich Grenzen gesetzt. Wir können es uns nicht leisten, für teures Geld Sportler einzukaufen. Aber wir suchen immer nach Möglichkeiten, dass auch bei uns Sport auf hohem Niveau betrieben werden kann. Das sieht man an den Schwimmern, die in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Und natürlich auch an unserem Aushängeschild, dem Handball. Da drücken wir der Oberliga-Mannschaft alle Daumen, dass der Klassenerhalt geschafft wird.

Glander: Etwa bei den Umbauten der Turnhalle und der Geschäftsstelle: Dort achten wir darauf, dass alle Arbeiten umweltverträglich gestaltet werden. So werden wir künftig die Solartechnik nutzen, um Heizkosten zu sparen. Wir richten einen Technikraum ein, in dem der Kopierer und der Server ihren Platz finden, damit die Mitarbeiter nicht mehr die durch diese Geräte verursachte schlechte Luft einatmen müssen.

Glander: Dass Bernd Streckmann aufgehört hat, stößt bei uns auf vollstes Verständnis. Der Mann hat als Steuerberater und Familenvater vorrangige Aufgaben. Da lässt sich ein Verein wie der TVR in der Tat nicht zwischen Tür und Angel führen. Bei mir ist das anders. Ich bin Rentnerin und habe die erforderliche Zeit. Kritisch wird die Situation erst, wenn der Verein auf die 8000 Mitglieder zugeht. Dann muss man über eine hauptamtliche Geschäftsführung nachdenken.

Glander: Ich beschäftige mich damit, wie alle Ratinger Vereine etwas gemeinsam auf die Beine stellen können. Die Vereine einzelner Stadtteile sollten sich da nicht immer ausschließen. Konkret denke ich an den Modernen Fünfkampf. Schließlich haben wir Reitvereine und einen Fechtklub. Da sollten wir kooperieren.

Glander: Unser fünfköpfiger Vorstand und einige Beiräte werden Anfang April zu einem Seminar nach Bad Segeberg fahren. Da ist dann auch ein externer Berater dabei. Ziel ist es, zu erfahren, was wir alles besser machen können.