Wülfrath: Wenn Kinder singen, wird der Plausch zur Nebensache

Die WüRG zapft Bier, Nicole Püchel legt einen Mann aufs Kreuz und Thomas Gerhold wirbt für seine Chöre: Beim zweiten Stadtempfang stehen Gespräche nicht so sehr im Mittelpunkt.

Wülfrath. Den Geschäftsmann ins Gespräch mit dem Vereinsfürsten bringen - das will die Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff unter anderem mit diesem Abend erreichen. Miteinander reden auf dem Stadtempfang - ein guter Ansatz, der an diesem netten, manchmal auch gemütlichen Abend nicht immer umgesetzt werden kann. In der drangvollen Enge der Stadthalle ist das Zwiegespräch gar nicht so einfach. Und wenn Kinder auf der Bühne singen, wird der Plausch sowieso zur Nebensache.

Momentaufnahmen auf dem Stadtempfang: Die schwarzen T- und Sweat-Shirts der Wülfrather Rockmusiker-Gemeinschaft (WüRG) sind nicht zu übersehen. Die Musik- und Zapf-Talente sorgen an der Bar dafür, dass Wasser, Schorle, Sekt, Kir und Bier immer ausreichend in den Gläsern sind, die die Mitglieder des DRK Haan-Gruiten verteilen. Mitarbeiterinnen des Rathauses verteilen Namensschildchen - mehr als 500 dürften es sein.

Die Stehtische sind hübsch gedeckt - mit Blüten in Gläsern und Teelichtern. Am Bühnenrand steht eine Leinwand, die nonstop Fotos aus dem Wülfrather Leben zeigt. Zumeist ist die Bürgermeisterin darauf zu sehen.

Gastgeberin Barbara Lorenz-Allendorff lächelt mit ihren Gästen in der Stadthalle um die Wette. Dazu hat sie allen Grund. Unzweifelhaft stößt diese Veranstaltung, die auch ein Dankeschön ans Ehrenamt ist, auf großartige Resonanz. "Der Termin ist gut gewählt, besser als im Januar, wo es alle tun", merkt IHK-Geschäftsführer Ulrich Hardt zum Beispiel an.

Mit der Glocke meldet die Bürgermeisterin Ruhebedürfnis an. Lässig stellt sie sich ans Pult. "Weil Sie sich um Wülfrath verdient gemacht haben", seien die meisten eingeladen, sagt sie in ihrer kurzen Rede, in der sie den Einsatz für die Stadt als Gemeinschaft würdigt. "Engagement heißt Verantwortung übernehmen. Engagement heißt einfach machen, einfach mitmachen - wie beim Dreck-weg-Tag", betont sie. Die Leute nicken.

Anders als bei der Premiere mischen sich diesmal auch viele Ratsmitglieder unter die Besucherschar. Sie hören von der Bürgermeisterin unter anderem ein viel beklatschtes Bekenntnis zur Stadthalle. "Sie ist Herzenssache." Und wenn das Rathaus-Areal erst einmal vermarktet sei, werde sie erhalten bleiben. Die Verhandlungen mit den potenziellen Investoren seien übrigens abgeschlossen, nun müssten verlässliche Angebote her.

Lorenz-Allendorff begrüßt, dass das Land das Stadtentwicklungsprogramm mit 38 000 Euro unterstützt. "Wir müssen allen Möglichkeiten nutzen, um Wülfrath voranzubringen. Wir müssen an einem Strick ziehen", fordert sie. Mit dem Programm könnten Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, die der Attraktivierung der Innenstadt dienen. Ein Beispiel, das sie nennt: "Der Umbau des Busbahnhofes." Das wiederum sorgt für Verwunderung unter den Politikern: "Der Busbahnhof wird doch mit dem Rathausareal verkauft."

Stimmung und gute Laune bringen die "Zaunkönige" und "PopChor’n" - die Kinderchöre von Thomas Gerhold - in die Halle. Merle, Emily und Co. sind aber auch zu niedlich. Wer will sich da noch unterhalten. Und bei "Major Tom" ist das Publikum völlig losgelöst und singt auch mal mit. "Singen macht Spaß. Und es ist erstaunlich, vor so einem großen Publikum aufzutreten", sagt der blonde Vincent auf Befragung der Bürgermeisterin.

Die Püchels haben Judo im Blut: Das wird bei der Präsentation der TBW-Judoka deutlich. Als Mama Nicole einen Herrn auf die Matte legt, ist der Jubel im Publikum groß. Mittlerweile zeigt die Uhr schon fast 20.45 Uhr. Der minutiös geplante Zeitablauf ist längst nicht mehr im Soll. Dafür ist auf der Bühne immer noch eine Menge los. Und das Geschehen dort verfolgen die Menschen an den Stehtischen, in einer Art bestuhlter Loge am Ende der Halle und auf dem Balkon. Immer mehr gehen aber auch ins Foyer. Ein Bierchen, ein Schnittchen und doch noch ein Gespräch. Hallo, Herr Laflör, steht das Programm für den Besuch der Ware-Schwimmer?" "Klar", nickt er.