Wülfrath: Ein Farbklecks im tristen Grau
Zwei Graffiti-Künstler werten das Kinder- und Jugendhaus optisch auf.
Wülfrath. Fassaden-Sprüher haben in Wülfrath in diesen Wochen keinen guten Ruf. Wenn Jung und Alt gleichermaßen begeistert zwei Männern mit Spraydosen in der Hand über die Schultern schauen und einstimmig voll des Lobes sind, ist das etwas Besonderes. Martin Heuwold und Ognjen Pavic sind am Kinder- und Jugendhaus aktiv und geben den kargen Fassaden ein neues Design - eine Auftragsarbeit.
Heuwold ist Profi. Seit sieben Jahren ist der 33-jährige Wuppertaler freischaffender Künstler. "Ich leben davon und meine kleine Familie mit Frau und zwei Kindern auch", sagt er, stöpselt den Deckel auf die Dose und erzählt. Graffiti sind sein Metier - mal auf Leinwand, zumeist aber auf Mauern und Fassaden. Wülfrath ist für ihn kein Neuland. "Ich habe hier vor mehr als zehn Jahren mal an einem Graffiti-Wettbewerb teilgenommen", erinnert er sich. "Und seither habe ich Kontakt zur Simmi." Simmi - das ist Simone Feldmann, die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses. Ihr hat er Ende vergangenen Jahres den Entwurf fürs Jugendhaus-Graffiti vorgelegt. "Realisieren können wir es erst jetzt, weil das Wetter bisher so schlecht war", sagt er und zieht den Reißverschluss der Jacke etwas höher. "Nun ja, gut ist es ja immer noch nicht."
Das Sprühwerk hingegen holt den Sommer in die Stadt. Wer die Schulstraße aus Richtung Innenstadt nach oben geht, kann sich der Wirkung der Kunst aus der Spraydose nicht entziehen. Wie die aufgehende Sonne recken sich gelbe und orangefarbene Strahlen in die Höhe. Schwarze Figuren scheinen zu winken oder auf den Strahlen zu tanzen. Im Vordergrund prangt in kräftigen Lila-Tönen der Namenszug: "Kinder- und Jugendhaus".
Simone Feldmann ist von der Arbeit begeistert. "Jetzt sind wir richtig an der Schulstraße angekommen", sagt sie. Niemand kann’s übersehen. Die Graffiti-Arbeiten werden aus dem Topf für den Umzug von In den Eschen zur Innenstadt finanziert. Die Reaktionen auf die Wandbilder sind laut Feldmann durch die Bank positiv. "So eindeutig hat man das selten", befindet sie. Heuwold hört’s gerne. Eine Gruppe Jugendlicher kommt vorbei, will zum Kickern ins Jugendhaus. Sie bleiben stehen, sprechen die Graffiti-Künstler an. "Haben Sie das gemacht?" Heuwold nickt. " Sieht super aus. Echt cool," zollt Olek (15) Respekt und hebt den Daumen.
Ognjen Pavic ist 27 Jahre alt. "Über Graffiti bin ich zum Kommunikationsdesign gekommen", sagt er. Sein Studium hat er inzwischen abgeschlossen. Nun sucht er einen Job - und sprüht wieder Bilder an die Wand. "Ich unterstütze Martin bei seinen Aufträgen." Auch er hat in Wülfrath schon mal bei einem Wettbewerb mitgemacht. So ist der Job "Kinder- und Jugendhaus Wülfrath" ein Stück Rückkehr zu den Wurzeln; eine Rückkehr, die im tristen Grau von Rathaus-Ruine und Wasserwelt ein echter Farbklecks ist. Und der steht Wülfrath gut!