Eckamp und sein Heiligtum
Feier Die Kirche St. Joseph wird 80 Jahre alt. Dies feiert die Gemeinde Heilig Geist am kommenden Wochenende an drei Festtagen.
Ratingen. Sie liegt so unscheinbar, dass nur die wenigsten sie kennen: die Kirche St. Joseph. Aber den Menschen, die in Alt-Eckamp wohnen, ist sie sehr wohl bekannt. Und nicht nur das: "Die Kirche ist ist unser Allerheiligstes", sagt Rolf Baum. Er und andere Gemeindemitglieder haben zurzeit alle Hände voll zu tun. Denn ihr "Allerheiligstes" feiert Geburtstag. Die Kirche ist in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden, und das wird am kommenden Wochenende gefeiert. (Programm, siehe Kasten).
Dass die Kirche nur wenigen Menschen bekannt ist, verwundert. Denn sie ist etwas ganz Besonderes: St. Joseph ist die einzige Kirche in der Erzdiözese Köln, die im pagodenartigen Stil gebaut wurde. So hatte es sich der Architekt der Kirche, Karl Granderath, vorgestellt, ohne zu wissen, dass die eigenartige Architektur mit ein Grund dafür war, warum die Kirche im Jahr 1994 zum Denkmal ernannt wurde.
1927 begannen die Bauarbeiten nach den ersten Entwürfen des Ratinger Baumeisters. Zu dieser Zeit gab es den Stadtteil West noch gar nicht, dafür aber Eckamp: ein Arbeiterviertel mit der Spiegelglasfabrik und Bauernhöfen in der Nähe. Damals gab es nur St. Peter und Paul als einzige katholische Kirche in der Stadt. Und den Menschen aus Eckamp war es nicht länger zuzumuten, dass sie bei Wind und Wetter für Gottesdienste, Trauungen und Taufen in die Innenstadt gehen. Also musste für die Arbeiter in Eckamp eine "Notkirche" gebaut werden.
Im Krieg wurde das Bauwerk zerstört, aber bis heute sind die Bänke und die Heiligen-Statuen noch aus Zeiten der Geburtsstunde der Kirche erhalten. Doch im Laufe der Zeit musste St. Joseph saniert werden. Die alte Einrichtung und der Innenraum des mittlerweile zur Pfarrkirche erhobenen Gotteshauses war zu alt geworden. "Eine Sanierung war bitter nötig", sagte Rolf Baum, der sich daran erinnert, wie zum 50. Jubiläum der Kirche im Jahr 1978 Josef Cardinal Höffner zu Besuch war. "Das war bis dahin das wichtigste Ereignis für uns und die Kirche", sagt Baum. Zudem habe das Bistum Köln durch den Besuch und die Berichte Höffners eingesehen, wie dringend eine Restaurierung war. Darauf wurde eine neue Holzdecke eingezogen.
Nach den Sanierungsarbeiten war St. Joseph wieder voll nutzbar und ist es bis heute. Zwar werden keine Kommunion und keine Firmungen mehr in Alt-Eckamp gefeiert, dafür aber Trauungen, zweimal wöchentlich Gottesdienste und hin und wieder wird in der Kirche auch noch getauft.