Ein Wandteppich als Bildergeschichte

Teppich von Bayeux: In der Wasserburg Haus zum Haus ist eine Ausstellung mit Reproduktionen über dieses einmalige Kunstwerk zu sehen.

Ratingen. Vor knapp 1000 Jahren landete Wilhelm der Eroberer an der britischen Küste und bestieg nach der siegreichen Schlacht bei Hastings am 14. Oktober 1066 den Thron von England. Den Ruhm des Königs zu mehren, gab sein Halbbruder Bischof Odo eine historisch einzigartige Bildergeschichte in Auftrag, die Wilhelms heldenhaften Weg vom normannischen Herzog zum König von England erzählt: der Teppich von Bayeux. Auf der Wasserburg zum Haus ist dieser 70 Meter lange Wandbehang als Reproduktion zu bewundern. Mit Hilfe eines Films und anschaulichen Informationstafeln möchte Ausstellungsinitiator Diethart Jordan das Kunstwerk den Menschen besser sichtbar und überhaupt erst erlebbar machen. "Denn der Teppich erklärt sich nicht selbst, wie ein Gemälde oder eine Skulptur", begründet Jordan seinen Wunsch den Besucher bei der Betrachtung der Geschichte an die Hand zu nehmen. So gibt der kurze Film zuerst einen Überblick über die auf dem Teppich dargestellte Handlung: Der alternde König Edward bestimmt den Normannen Wilhelm zu seinem rechtmäßigen Nachfolger. Doch nach Edwards Tod reißt Graf Harold die Krone an sich. Als Wilhelm von dem Verrat erfährt, unternimmt er die erfolgreiche Invasion in England und besteigt schließlich den Thron. Mit diesem historischen Hintergrundwissen erschließen sich dem Betrachter die unzähligen Details der fortlaufenden Bildergeschichte. 70 Szenen vermitteln mit über 1500 Figuren, Gebäuden und Pflanzen einen sehr anschaulichen Eindruck des Lebens vor 1000 Jahren. Dabei ist natürlich der Schlachtverlauf bei Hastings in epischer Breite geschildert. Schließlich war dieser "Comic-Strip" nicht als Kunstwerk gedacht, sondern sollte die einfache Bevölkerung informieren, die des Lesens nicht mächtig war. Der Originalteppich kann im französischen Bayeux nur im Vorbeigehen hinter schwerem Glas betrachtet werden. Auf der Wasserburg bietet sich die einmalige Gelegenheit, das gestickte Werk bis auf den kleinsten Nadelstich in aller Ruhe zu betrachten.

Die Ausstellung ist bis zum 4. März geöffnet, der Eintritt ist frei.