Einzelhandel in Wülfrath: Mehr Sicherheit für die Kunden
Wülfrath pro plant einheitliche Öffnungszeiten.
<strong>Wülfrath. "Wollen wir unsere Kunden dazu erziehen, wann sie bei uns einkaufen?" Diese rhetorische Frage Christian Campes, Vorstand Wülfrath pro, spiegelt den Status Quo in der Frage der Geschäftszeiten wider. Um die Mittagszeit fallen in vielen Geschäft die Jalousien, der Schlüssel im Schloss wird umgedreht - die Bürgersteige sind für drei Stunden hochgeklappt: In der Mittagspause oder nach dem Arztbesuch schnell noch paar Besorgungen machen - in der Kalkstadt problematisch.
Bei der Mitgliederversammlung von Wülfrath pro hat man die Öffnungszeiten auf den Prüfstand gestellt. Die Fakten der Wülfrath pro - Evaluation unter Händlern, Dienstleistern, Restaurantbetreibern und Friseuren sprechen für sich: 70 Prozent der 130 befragten Betriebe arbeiten pro Woche weniger als 41 Stunden, manche haben eine Arbeitswoche von 35 Stunden, ein Drittel der Geschäfte hat mittwochnachmittags geschlossen.
Einhelliger Konsens herrscht unter den Wülfrath pro-Mitgliedern über diesen Missstand. "Die Geschäfte verstecken ihre Waren", bilanziert Hans-Peter Altmann.
Dabei scheint die Ausgangssituation für eine "kundenfreundliche Stadt" positiv: Im Kreis Mettmann liegt die durchschnittliche Kaufkraft zwölf bis 20 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Die Wülfrather Einzelhändler müssen um das Stück am Kunden-Kuchen wetteifern.
Das Ziel, den Kundenstrom an den Wülfrather Innenstadtbereich zu binden, ist klar definiert. Man wolle sich auf verbindliche Kernöffnungszeiten einigen: Wochentags von neun bis 18.30 Uhr, freitags bis 19 Uhr. An einem Tag im Monat sollen die Ladentüren bis 22 Uhr offen stehen. "Die Leute haben abends Ruhe und Muße. Wenn sie nicht unter Stress stehen, kaufen sie ein", so Campe.
Wülfrath entwickle sich immer mehr zu einer "Schlafstadt", merkt Karsten Bast an. Auch Arbeitspendler müssten die Chance auf den Einkauf nach Dienstschluss erhalten.
Die Erfahrungsberichte von Dirk Schlüter motivieren die Kollegen. "Wir haben durchweg positive Erfahrungen gemacht. Um die Mittagszeit zählen wir 20 bis 30 zusätzliche Kunden", schätzt der Einzelhändler. Nach dem Umzug des Optikergeschäfts Berghöfer, habe Geschäftsführerin Sigrid Marx ebenfalls die durchgehenden Öffnungszeiten eingeführt. "Die Kundenfrequenz ist stärker", berichtet Marx aus ihrem Berufsalltag.
Campe gibt die Marschrichtung vor: Bereits nach den Sommerferien wolle Wülfrath pro kleine Schilder mit den verbindlichen Öffnungszeiten und dem Logo der Werbegemeinschaft an seine Mitglieder verteilen. "Wir müssen bei den Nachbargeschäften werben, um den Gesamthandel mit ins Boot zu holen", so Campes Appell.