Wülfrath. Zwei Jahre vor der Kommunalwahl fordert Thomas Zimmermann, Vorsitzender der Grüne/WWG und Ratsherr, dass sich die Politik frühzeitig Gedanken über einen Bürgermeister-Kandidaten machen müsse. Bis dahin regt er in den WZ-Sommergesprächen eine ständige Lenkungsgruppe an, die den Verwaltungsvorstand mehr fordern soll. Hauptziel der Grünen: die Haushaltssanierung. Wofür steht Grün in Wülfrath?Zimmermann: Im Moment sind wir noch eine Ersatzmannschaft, weil wir im Rat zwei von drei Mitgliedern austauschen mussten. So müssen wir uns noch einarbeiten. Aber Umwelt und eine gerechte Ressourcen-Verteilung sind für uns wichtig. Über allem steht aber die Haushaltskonsolidierung. Das sollte jeder inzwischen erkannt haben. Wir müssen endlich Entscheidungen treffen. Das können auch schmerzhafte sein? Wie geht es denn weiter in Wülfrath?Zimmermann: Das Rödl-Konsolidierungs-Gutachten muss in konkrete Maßnahmen umgemünzt werden. Zum Beispiel bei der Stadthalle. Da muss es eine Veränderung geben. Wir sagen "Ja" zur Stadthalle, aber nicht zur aktuellen Konstruktion. Da muss es ein anderes Betreibermodell geben. Und wie sieht es dann mit dem Hallenbad aus? Da regt der Gutachter eine Schließung an.Zimmermann: Von Schließung möchte ich nicht reden. Wir müssen aber nach anderen Lösungen suchen. Vielleicht kann es verpachtet werden. Auf jeden Fall muss es besser vermarktet werden. Ein gutes Stichwort: Wie stehen die Grünen zu Stadtmarketing?Zimmermann: Wir brauchen ein Stadtmarketing, ja. Die Gesellschaft sollte, wie auch die SPD es vorschlägt, tatsächlich nicht liquidiert werden. Sie braucht aber eine neue Ausrichtung. Wülfrath muss ständig präsent sein. Eine Werbung für die guten Dinge der Stadt finden nicht statt. Aber wo will Ihre Fraktion dann sparen?Zimmermann: Um Sparerfolge erzielen zu können, müssen wir auch an die Dienstvereinbarung der Stadtverwaltung ran (Anm. der Red.: Die Vereinbarung lässt keine betriebsbedingten Kündigungen zu). Erst dann können wir Aufgaben outsourcen. Warum zum Beispiel kann nicht Velbert für Wülfrath den Haushaltsplanentwurf erstellen? Oder warum sollte der Bauhof nicht aufgegeben werden, und die Stadt kauft die Leistungen ein und bezahlt nur noch stundenweise. Was wir auf jeden Fall wollen: Die Aufgabe des Status’ als mittlere kreisangehörige Gemeinde. Aber der Prüfantrag ist schon Jahre alt.Zimmermann: Dann müssen jetzt endlich Anträge gestellt werden. Wir müssen einfach auch als kleine Fraktion mehr und stärker Anträge stellen, um uns Gehör zu verschaffen. In zwei Jahren stehen wieder Kommunalwahlen an. Werden die Grünen einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen?Zimmermann: Das haben wir noch nicht besprochen. Ich glaube aber kaum. Über die Kandidaten-Frage müsste die Politik in Wülfrath aber frühzeitig sprechen. Wir sind der Überzeugung, dass Wülfrath als Bürgermeister einen Macher braucht, der die Zügel fest in die Hand nimmt, der auch den Rat lenkt. Heute ist das umgekehrt. Das heißt, dass aus Ihrer Sicht der Rat zu sehr lenkt?Zimmermann: Lenken müsste. Wir müssen den Verwaltungsvorstand fordern und fördern. Ich denke, dass die Lenkungsgruppe für das Thema Rathaus-Areal/Stadthalle zur dauerhaften Einrichtung werden muss, die den Verwaltungsvorstand berät, Aufträge erteilt und vielleicht auch ein bisschen entlastet. Zum Abschluss bitte einen Vorschlag zur Attraktivierung unserer Stadt.Zimmermann: Da bin ich vermutlich zu sachlich. Wir müssen erst einmal die Entschuldung auf den Weg bringen. Dann kann man darüber nachdenken, was man sich wünschen kann. Aber insgesamt ist Wülfrath doch toll, hat einen großen Freizeitwert. In kleinen Schritten muss das ein oder andere - wie Radwegverlängerungen - optimiert werden. Und das angekratzte Selbstbewusstsein muss poliert werden. Nein, Weltuntergangsstimmung muss nicht sein.
Thomas Zimmermann (Grüne/WWG): „Wülfrath braucht einen Macher“
Interview: Thomas Zimmermann (Grüne/WWG) setzt die Haushaltssanierung über alles. Seine Fraktion müsse sich mehr Gehör verschaffen, sagte er in den WZ-Sommergesprächen.
19.07.2007
, 00:00 Uhr