Flüchtlinge bleiben in Turnhalle

Noch bis zum 15. Oktober soll die Notunterkunft Waldschlösschen bestehen bleiben.

Foto: Simone Bahrmann

Die Flüchtlingssituation in NRW hat sich nicht entschärft, das bekommt jetzt auch Velbert zu spüren. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat verfügt, dass die Notunterkunft in der Sporthalle Waldschlößchen nicht wie geplant am Freitag aufgehoben wird — sondern noch bis zum 15. Oktober bestehen bleiben soll. Die Zugangszahlen neuankommender Geflüchteter sei derzeit immer noch so hoch, dass die Bezirksregierung sich gezwungen sehe, die „in Amtshilfe geschaffenen Kapazitäten“ aufrecht zu halten.

Hans-Joachim Blissenbach, Stadt-Sprecher

Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blissenbach sagte gestern: „Das ist für alle eine unangenehme Situation, wir haben aber die verfassungsrechtliche und moralische Pflicht, Hilfe zu leisten.“

Diese Verlängerung bedeutet eine Belastungsprobe für alle Beteiligten. Angefangen bei den 129 Flüchtlingen. Sie leben derzeit in der Sporthalle in einer Art Zwischenwelt. Sie konnten noch keinen Asylantrag stellen, sie sind noch keiner Stadt offiziell zugewiesen und wissen daher, dass sie noch nicht angekommen sind.

Ab heute macht der Schulbetrieb die Lage komplizierter, denn Hallensport ist derzeit nicht möglich. Das mag im August noch elegant zu lösen sein, indem die Kinder und Jugendlichen der Hardenbergschule auf den Sportplatz ausweichen. Doch was ist im Herbst? Blissenbach erläutert: „Wenn auf dem Platz kein Unterricht möglich ist, müssen die Schüler zu anderen Sportanlagen gebracht werden.“ Vielleicht werden dann auch Sportklassen zusammengefasst. Die Details der Lösung stehen noch nicht fest, die erarbeitet die Stadt derzeit.

Auch mit den Vereinen gibt es Gesprächsbedarf. Thomas Stockter, Vorsitzender des NTV, berichtet: „Im Moment stehen wir vor einem großen Problem.“ Man sei gespannt, was die Stadt anbieten könne. Stockter: „Wir haben 13 Handball-Mannschaften und keine andere Halle in Neviges, die für Handball geeignet ist.“ Während die Erwachsenen noch mobil seien, sehe er für die Jugendlichen derzeit keine Lösung.

Doch das Gespräch mit der Stadt steht noch bevor. Zumindest der Liga-Betrieb der Senioren muss nicht ausfallen: „Wir werden in die Halle im Nizzatal ausweichen können“, sagt Stockter.

Auch der ASV Tönisheide ist in einer ähnlichen Situation. Zuletzt teilte der Verein mit, dass das Training aller Gruppen ausfallen müsse, da es aktuell keine Ausweichhalle für den Verein gebe.

Für die ehrenamtlichen Helfer beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem S.O.S.-Team reißt die Arbeit nicht ab. Vom DRK sind derzeit immer vier bis fünf Helfer in der Notunterkunft im Einsatz. Das ist teilweise Personal, das temporär vom Arbeitgeber für eine Übergangszeit vom Dienst freigestellt wurde. Bis zum 15. Oktober wird das jedoch nicht möglich sein. Doch das DRK hat sich für dieses Szenario vorbereitet, das berichtete Einsatzleiter Christian Bendokat der WZ bereits Ende vergangener Woche.

Bürgermeister Dirk Lukrafka dankt für den Einsatz der Ehrenamtler: „Ich bin beeindruckt von der Leistung unserer Helfer und der Hilfsbereitschaft der Velberter Bürger. Dies zeigt, wie weltoffen, tolerant und gastfreundlich unsere Stadt ist.“ Beim S.O.S.-Team gingen allein am ersten Wochenende nach der Einrichtung der Notunterkunft mehr als 100 Wagenladungen an Sachspenden ein.