Geschichte: Heute Bruchkante – gestern noch Gut Eigen

Kathrin Heikaus hat ihr faszinierendes Projekt „Spurensuche“ mit einem Buch festgehalten und zeigt fünf ehemalige Wülfrather Höfe und ihre Bewohner.

<strong>Wülfrath. Der Wanderweg rund um den Bruch Prangenhaus ist Teil ihrer Joggingstrecke. "Beim Laufen hatte ich die Idee zu diesem Projekt", sagt Kathrin Heikaus. Für eine Semesterarbeit im Rahmen ihres Kommunikationdesign-Studiums sollte sie eine Fotoserie zum Thema "Spurensuche" erstellen. Am Ende wurde es ein ganzes Buch, das Heimatgeschichte im besten Sinne beleuchtet und ins Heute transferiert. Sie konfrontierte fünf Wülfrather mit ihrer Vergangenheit: Sie fotografierte sie genau an der Position in Kalksteinbrüchen, an der sich in früheren Jahren ihr Bauernhaus befunden hat.

"Für mich war klar, dass ich etwas über Wülfrath machen wollte. Stück für Stück hat sich die Umgebung der Stadt verändert", sagt Heikaus. Sie will nicht die Industrialisierung kritisieren. "Sie ist Teil der Geschichte Wülfraths. Und Kalk ist landschaftsprägend", stellt sie fest. Die Fotografien sind für sie -wie sie im Vorwort erklärt - "eine Dokumentation über Vergangenes, verlorenen Raum und die Verarbeitung des Verlusts".

Unterstützung fand die 23-Jährige bei Rheinkalk, deren Vermessungsabteilung die Lage der ehemaligen Höfe Gut Eigen, Gut Bökel, Hof Schwarzenteich, Gut Konnerz und Hof Dachskuhle ermittelte und Heikaus so die Möglichkeit einräumte, die Protagonisten ihres Vorhabens nah an die alten Erinnerungen zu führen. "Das waren schon emotionale Momente", sagt sie im Rückblick, "es gab keine Tränen, aber etwas komisch war es schon." Die Menschen - Gerda Pottgießer, Doris Wichelhaus, Fritz Schaumburg, Otto Schaumburg und Otto Wolf machten mit - "haben ihre ganz eigenen Bilder von ihren ehemaligen Häusern. Nur, dass sie diese nicht annähernd vor Ort wieder finden konnten".

So normal wie möglich, alltäglich eben, wollte Kathrin Heikaus die fünf ablichten. Zum Jahreswechsel 2005/2006 fanden die Termine in der Industrielandschaft statt. Und in der Tat wirken die Bilder - trotz der kühlen Farben, die ein Steinbruch im Winter nun einmal mit sich bringt - sehr natürlich. Kathrin Heikaus gelingt es, die alten Wülfrather im Bruch nicht verloren wirken zu lassen. Irgendwie würdig und berührend - ja, dieses Gefühl kommt beim Betrachten der Fotos auf.

Es ist nicht beim Fotografieren geblieben. "Ich habe mich mit den Menschen getroffen, haben zuhause auf deren Sofas gesessen", schildert die Studentin, die im Herbst ihre Diplomarbeit abgeben wird, den Prozess, der dazu führte, dass "Spurensuche" nicht nur eine Semesterarbeit blieb.

Jedem Menschen widmet Kathrin Heikaus zwölf Seiten. Ganzseitig eröffnet das aktuelle Bild die jeweilige Kapitel. Es folgen die Geschichte und historische Bilder, als Höfe noch bewirtschaftet wurden, Gärten großzügig angelegt waren. Der Lebenslauf schließt die Einzelteile ab.

Buch: Fünf ehemalige Wülfrather Höfe undihre Bewohner zeigt Kathrin Heikaus auf 68 Seiten. Die Auflage: 250Exemplare. Das Hardcover-Buch ist zum Preis von 12,90 Euro in derWZ-Geschäftsstelle Goethestraße, bei Rüger, im Zeittunnel, imNiederbergischen Museum sowie auf Heikaus’ Homepage erhältlich.

Anlass: "Spurensuche" ist Teil einer Semesterarbeit gewesen -im Fachbereich Kommunikationsdesign an der Bergischen UniversitätWuppertal. Betreuerin war Prof. Susan Lemèr.