Homberg: Gemeinwohl im Ausverkauf

Gemeinden wollen Grundstücke an der Herrnhuter Straße verkaufen – für Wohnbebauung.

<strong>Homberg. Wird Homberg-Süd zur reinen Schlafstadt? Diese Befürchtungen hegen derzeit viele Homberger, nachdem die beiden Kirchengemeinden überlegen, ihre Einrichtungen an der Herrnhuter Straße aufzugeben und die Grundstücke für eine Wohnbebauung zu verkaufen. Am weitesten gediehen sind die Pläne bei der katholischen Gemeinde, die für ihr Grundstück offenbar schon Investoren hat. Das Jacobus-Haus wurde schon vor zwei Jahren geschlossen. Auch die evangelische Gemeinde, finanziell nicht auf Rosen gebettet, will sich aus Kostengründen von ihrem Gemeindezentrum trennen.

Gelände nur für Gemeinbedarf, Wohnbebauung ist nicht zulässig

Dagegen regt sich jetzt Widerstand. Laut Bebauungsplan ist das Gelände für den Gemeinbedarf ausgewiesen, eine allgemeine Wohnbebauung also nicht zulässig. Eine Nutzungsänderung wäre nur mit Hilfe eines Bauleitverfahrens möglich, das der Stadtrat beschließen müsste. Das gilt übrigens nicht nur für die Bebauung, sondern für den Verkauf der Grundstücke generell.

"Wenn jetzt die Nutzung beendet wird, fällt auch die Geschäftsgrundlage des Vertrages aus dem Jahre 1974 weg. Deshalb müssen die rechtlichen Konsequenzen geprüft werden", erklärt Günter Ziebell, Sprecher der Siedlergemeinschaft, die in den 60er-Jahren Homberg großflächig besiedelt hat. Ziebells Idee: Wegen des Wegfalls der vorgeschriebenen Nutzung werden die Grundstücke kostenlos an die Stadt zurückübertragen, die Gemeinden erhalten eine Entschädigung für ihre Gebäude - auch wenn sie stark sanierungsbedürftig sind.