Kindergärtenplätze: Pflicht nur in der Theorie erfüllt
Erst ab August kann die Stadt ausreichend Plätze zur Verfügung stellen.
Ratingen. Seit dem Jahr 1995 gibt es den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Eltern können ihn gegenüber der Stadt einklagen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Eigentlich müssten alle Kinder ab drei Jahren in Ratingen einen Kindergartenplatz bekommen können. Doch die Realität sah bisher anders aus.
Im Gegensatz zu allen anderen Städten im Kreis (außer Mettmann) hat Ratingen den Drei- bis Sechsjährigen bislang nicht genügend Kindergartenplätze zur Verfügung stellen können. Und das in Zeiten, in denen andere bereits über die Ausweitung der Betreuung für Kinder unter drei Jahren sprechen.
Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid: "Rechnerisch erfüllen wir ab August 2007 den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz." Theoretisch gibt es also im gesamten Stadtgebiet genau so viele Kindergartenplätze wie Kinder. Doch das bedeutet nicht, dass es auch in der Praxis so ist.
"Es gibt erhebliche unterschiede in den Stadtteilen", sagt Christa Seher-Schneid. In manchen Gebieten - etwa in West und Tiefenbroich - gebe es genügend Plätze. In Hösel, Mitte und Ost fehlt es an Plätzen. Wieso kann die Stadt dennoch die Erfüllung des Rechtsanspruchs verkünden? Seher-Schneid: "Weil theoretisch jedes Kind einen Platz bekommt." Allerdings nur, wenn Eltern bereit wären, ihre Kleinen etwa von Lintorf nach West zu kutschieren.
"Das ist natürlich unpraktikabel", sagt die Jugendamtsleiterin. Deshalb müsse weiter am Angebot gearbeitet werden. Die demographische Entwicklung, die Ratingen allmählich erreicht (es werden immer weniger Kinder geboren), sorgt zwar für eine allmähliche Entspannung der Situation, doch das reicht nicht.
Seher-Schneid betont, dass nie ein Elternpaar, das dringend einen Platz benötigte, ohne dastehen musste. "Wir haben uns immer um Ausnahmen bemüht, etwa kurzfristig die Belegung in Kindergärten erhöht, damit Notfälle unterkamen."
Wann sind die Probleme endgültig gelöst? Die Jugendamtsleiterin hofft bald. Und sie erinnert an die Diskussion um den Kindergarten-Neubau in Mitte. Seit Jahren streiten Politik und Verwaltung darüber, wo dieser entstehen soll - auf dem Calor- oder dem Balcke-Dürr-Gelände. "Das ist ein Kindergarten, der uns erheblich von Engpässen entlastet - und der schon längst stehen könnte, ja müsste."