Schwertransport: Koloss rollt auf 152 Rädern

Die Vorbereitung dauerte mehrere Wochen, zwei Routen wurden ausgetüftelt. Gestern kamen die letzten Genehmigungen.

Ratingen. Drei Zugmaschinen mit 1700 PS, ein Tieflader mit 152 Rädern an 19 Achsen, Gesamtgewicht 263 Tonnen: Der Schwertransport, der in der Nacht über Ratingens Straßen gerollt ist, sprengt in mehrfacher Hinsicht den Rahmen. Einen solchen Koloss schickt selbst die Moerser Spezialfirma nicht jeden Tag auf die Reise. Transportiert wurde eine Mahlschüssel für ein Zementwerk. Der 157 Tonnen schwere Rohling aus Stahlguss misst fast 7,5 Meter im Durchmesser. Über 100 Tonnen wiegt außerdem das Transportgespann bestehend aus Zugmaschinen und Tieflader. Nicht nur wegen des Gewichts und der Breite, sondern auch wegen der fast fünf Meter Höhe und 40 Meter Länge stecken wochenlange Planungen in dem Schwertransport.

Gestern Nachmittag kamen allerdings Zweifel auf, ob der Koloss tatsächlich fahren darf: Es fehlten noch statische Gutachten, ob die Brücken das Gewicht des Transports überhaupt aushalten. "Die erste Anfrage kam Anfang Januar", erinnert sich Jovan Mitic von der Straßenverkehrsabteilung des Ordnungsamtes. Die ursprünglich geplante Route sollte von der Kalkumer Schlossallee über die Kaiserswerther Straße, Westtangente und Volkardeyer Straße zum Europaring führen. "Die Engstelle an der Einmündung Pempelfurt bei Rheinmetall mit Ampel und Verkehrsinsel machte dann ein Umplanen erforderlich", so Mitic. Auch hatte man Sorge, dass an der Kreuzung Volkardeyer Straße/Europaring der Oberleitung der Straßenbahn dem Transport ins Gehege käme. Daraufhin wurde eine neue Strecke ausgetüftelt. Der Koloss sollte nun vom Blyth-Valley-Ring über Stadion-, Dürer-, Europa- und Röntgenring in die Bahnstraße, über die Brücke Ost und Homberger Straße bis zur Meiersberger Straße rollen, wo in den frühen Morgenstunden eine zwangspause eingelegt werden muss. "Ein Transport mit solchen Ausmaßen darf nur nachts, also zu verkehrsarmen Zeiten durchgeführt werden", erklärt Andreas Kahl, Geschäftsführer der Schwerlastfirma. Mit acht Stundenkilometern ist an ein flottes Fortkommen eh nicht zu denken: Für die 200 Kilometer Gesamtstrecke von Krefeld bis ins Siegerland sind drei Nächte kalkuliert.

Damit alles glatt geht, wurden entlang der Straßen rund 200 Halteverbotsschilder aufgestellt. Für die Brücken mussten eigens statische Berechnungen und Gutachten angefordert werden. Ein Einsatztrupp mit Rüstwagen demontierte und drehte im Laufe der Transportnacht Ampelanlagen und Schilder, Verkehrsinseln wurden mit 25 Millimeter dicken Stahlplatten abgedeckt und überfahrbar gemacht. "In so einer Fahrt steckt wirklich viel Gehirnschmalz drin", fasst Andreas Kahl zusammen.