Närrische Zoten auf schwäbisch

Die Ordensbrüder Jakobus und Othmar feierten beim Kolpingkarneval jecke Premiere.

Neviges. Als Moderator Alex Schad den Damen die Orden über die Häupter hängen wollte, war man sich im Publikum schnell einig: Das reicht nicht aus. Die Narren, die beim Kolpingkarneval in der Glocke ausgelassen feierten, forderten lautstark Nachbesserungen: „Bützchen!“ Käpt’n Schad, der an diesem Abend passend zum Motto „Egal welch Bodenpersonal, im Glockensaal ist Karneval“ in Flugkapitäns-Uniform auf der Bühne agierte, kam der Aufforderung gerne nach. Denn eine Belohnung hatten sich die Kolpingfrauen nach minutenlangem „Handstand-Tanz“ redlich verdient.

Zu Monty Pythons „Always look on the bright side of life“ waren sie rhythmisch auf die Bühne gewackelt, im Handstand, mit einem silbernen Hut auf dem Kopf, die Füße gen Himmel gestreckt. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte man die optische Täuschung: Eigentlich waren es die Frauenfüße, die in den Handschuhen steckten, den Hut hatten die Damen zwischen den Beinen an ihren Hosen befestigt und die Hände in Schuhen nach oben gestreckt.

Die Stimmung in der kunterbunt geschmückten Glocke war schon nach wenigen Stücken auf dem Höhepunkt. Fröhlich prosteten sich Teufel und Cowboy zu, während sich am Bühnenrand schon der nächste Büttenredner für seinen Einsatz vorbereitete. Denn was folgte, war ein Auftritt des neuen Bodenpersonals: Kaplan Bruder Jakobus und Wallfahrtsleiter Bruder Othmar ließen es sich nicht nehmen, ihre Premiere in der Bütt zu geben — obwohl sie erst im November nach Neviges gekommen sind.

„Der Pastor ist aus Westfalen und der Kaplan aus Schwaben“, sagte Wilhelm Funken, Leiter der Kolpingfamilie und ergänzte schmunzelnd: „Wer professionell mit Wort und Gesang zu tun hat, der hat sicher wenig Probleme, so etwas auf die Bühne zu bringen.“ Die Gunst des Publikums war den beiden jedenfalls sicher. Die erste Karnevalsrakete wurde in der Glocke daher für die beiden Ordensbrüder gezündet.

Nachdem Bruder Jakobus bewiesen hatte, dass man auch mit schwäbischem Zungenschlag närrische Zoten reißen kann, war es Zeit, Emil in Person von Michael Kellersohn auf die Bühne zu holen, der als Schweizer Pilot direkt zur Landung in Neviges ansetzte: „Da ist ja die Piste: Noch 70 Meter, 60 Meter, oh Gott: Das ist ja die Autobahn.“

Auftritte der Los Ballandos, des Wuppertaler-Stammgasts Claus Wallbaum und des Kult-Duos „Drösel und sein Frau“ trieben die Temperatur im Narrentempel in die Höhe. Bruder Othmar und Bruder Jakobus schienen von ihrem ersten „Karnevalserlebnis“ begeistert. Wiederkommen dürfen sie auf alle Fälle, denn nicht nur die Schwarzen Männer hofften bei ihrem Auftritt auf einen langen Verbleib der beiden: „Neviges will auch mal Ruh und nicht ständig neue Schuh“, sangen sie, „Franziskaner ohne Hast, macht bei uns doch länger Rast.“