Neviges: Sparkurs ist unvermeidlich

Evangelische Gemeinde Neviges erwartet deutliches Minus. Eine Haushaltssperre ist verfügt.

Neviges. Drastische Einbrüche zeichnen sich schon jetzt im Haushalt 2009 der Evangelisch-reformierten Gemeinde ab - ein rigoroser Sparkurs ist daher unvermeidlich. Das machte das Presbyterium am Sonntag bei der gut besuchten Gemeindeversammlung im Siepener Gemeindehaus deutlich.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Konnte der Etat 2007 noch mit einer schwarzen Null abgeschlossen werden, erwartet Finanzkirchmeister Günter Alfred Berghaus für die Abrechnung 2008 ein Defizit von rund 12.000 Euro.

Im Juli betrug das geschätzte Minus in der Gemeindekasse für das laufende Jahr bereits 80.000 Euro - ein Fehlbetrag, der wie im Vorjahr durch die Rücklage ausgeglichen werden muss. Doch das Ersparte reicht nicht ewig, deshalb hat das Presbyterium die Gemeinde auf Sparen eingestimmt.

Hauptursache für die finanzielle Schräglage ist laut Gemeindeleitung der weitere Einbruch der Kirchensteuer - mit Stand August lagen die Mindereinnahmen bei 60.000 Euro. Hier mache sich inzwischen die Finanzkrise bemerkbar, die zudem durch sinkende Zinsen auf die Rücklagen auch direkten Einfluss auf die Einnahmeseite nehme. Höhere Arbeitslosenzahlen könnten die Lage in den kommenden Monaten weiter zuspitzen, so die Befürchtung.

Keinerlei Anlass zu Optimismus gebe auch die demografische Entwicklung, die die Steuereinnahmen bis 2030 um die Hälfte schrumpfen lassen soll: "Die Kinder, die heute nicht geboren werden, können uns in Zukunft nicht unterstützen", sagt Gemeindesprecher Jörg Sindt. Derzeit hat die Gemeinde rund 5.000 Mitglieder in ihren Reihen.

Mit der nicht vorhersehbaren Überholung der Orgel in der Siepener Kirche war außerdem eine unplanmäßige Ausgabe von 63.000 Euro zu stemmen, nachdem ein Schwelbrand das Instrument im April 2008 schwer beschädigt hatte. Durch Spenden konnte dieser Posten inzwischen um 3.000 Euro entlastet werden. Die letzten Arbeiten an der Orgel waren erst am vergangenen Freitag beendet worden.

Als erste Maßnahme zur Reduzierung der Ausgaben hat die Gemeinde eine Haushaltssperre verfügt, die zunächst drei Bauunterhaltungsvorhaben unter anderem an der Stadtkirche betrifft. Des weiteren soll eine Sparliste erstellt werden.

Für die Erschließung neuer Einnahmen gab es verschiedene Vorschläge: So könnten verstärkt Spendenaktionen initiiert werden - auf diese Weise wurde zuletzt die neue Bestuhlung im Gemeindehaus Siebeneicker Straße finanziert.

Eine andere Überlegung war, eine "Aktion Notgroschen" zu starten: Gemeindemitglieder spenden nicht zweckgebunden, das Presbyterium setzt das Geld dort ein, wo es gerade am dringendsten benötigt wird.

Heftig diskutiert wurde in diesem Zusammenhang die Bebauung des kircheneigenen Geländes an der Wielandstraße. Das Presbyterium stellte klar, dass es keinesfalls Kirchengrund verkaufen, sondern lediglich Grundstücke in Erbbaupacht geben will.

Damit bliebe das Gelände im Eigentum der Kirche, gleichzeitig käme Geld in die Gemeindekasse. Angedacht ist zum Beispiel ein Mehrgenerationenwohnen. Der Bebauungsplan befindet sich in der Aufstellung, allerdings müsse noch ein Investor gefunden werden.