Nevigeser Kinder brauchen Notinseln
In Velbert ist das Hilfsprojekt gut angelaufen, in Neviges werden aber noch Anlaufstellen gesucht.
Neviges. Es sind Zufluchtsorte für die Kleinen, wenn sie kleine Sorgen haben: die Notinseln. Geschäfte, Banken, Apotheken, Ärzte und öffentliche Einrichtungen in der Stadt haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um Anlaufstellen für Kinder in Not zu sein. Dabei geht es nicht um Vorbeugung von Missbrauch oder ähnlich schweren Delikten, sondern um eine Hilfestellung, wenn die Jüngsten vor Alltagsproblemen stehen und sich selbst nicht zu helfen wissen. Etwa wenn sie ein Pflaster benötigen, den Weg nicht finden oder von Kameraden gehänselt werden.
Gestartet ist das Projekt im vergangenen September, seitdem beteiligen sich 37 Freiwillige. Tendenz steigend. "Das Klinikum Niederberg möchte mitmachen und gerade erst habe ich eine Anfrage von einer Apotheke bekommen", sagt Johannes Berlau vom Fachbereich Jugend der Stadt.
33 Notinseln befinden sich in Velbert, in Neviges und Langenberg sieht es dagegen mager aus. Nur drei Anlaufstellen sind in Neviges zu finden, in Langenberg eine. "Ich werde jetzt zur Ferienzeit noch einmal verstärkt werben", sagt Projektbetreuer Berlau. "Es hat sich gezeigt, dass die persönliche Ansprache von Geschäften viel bringt." Klinkenputzen ist also angesagt.
Und das lohnt sich. Denn schon mehrfach sind bei den Velberter Notinseln, die man durch den Aufkleber an der Tür erkennt, Kinder gestrandet. "Bei uns stand ein zehnjähriges Mädchen im Geschäft, das die Adresse vergessen hatte, wo es seine Mutter treffen sollte", erzählt Helmut Tilenius, Inhaber des gleichnamigen Hörgeräte-Geschäfts. Es hatte an dem Tag in Strömen geregnet, "so dass wir dem Kind erst einmal ein Handtuch gegeben und dann mit ein paar Anrufen die Mutter gefunden haben."
Auch bei der Sparkasse standen schon Kinder am Schalter, die kein Geld abheben, sondern eine Wegbeschreibung haben wollten. "Genau das ist die Idee", sagt Johannes Berlau. "Die Kinder sollen sich sicher und nicht alleingelassen fühlen."
"Dazu müssen aber nicht nur noch mehr Leute mitmachen, sondern auch die Kinder umfassend informiert werden", sagt Karin Schwanbeck, Inhaberin des Modegeschäfts Eisbär & Kids. Der Laden gehört zu den wenigen Anlaufstellen in Neviges. Ihre Erfahrung zeigt, dass Kinder das Angebot sicher annehmen würden, aber viele davon noch nichts wissen. "Das muss schon im Kindergarten mitgeteilt werden", sagt sie, denn nur wer weiß, wo es Hilfe gibt, dem kann geholfen werden.